Killinger Literaturkunde, Schulbuch

403 aufwendig und teuer. Bücher konnten daher nur von reichen Leuten, Adeligen und der Kirche ange- schafft bzw. in Auftrag gegeben werden. Dieser Umstand führte auch zur besonderen Ausschmü- ckung der Bücher (illuminierte Handschriften), da sie nicht für den Allgemeingebrauch bestimmt, sondern etwas Besonderes waren. Zum Teil verstanden die Schreiber allerdings die Sprache nicht, die sie kopierten, was zu verschiedenen Fehlern führte. Mit dem ausgehenden Mittelalter wurden erste Drucke populär. Dies hing nicht nur mit der Wei- terentwicklung der Druckereikunst, sondern auch mit der Papierproduktion zusammen, welche die Herstellung von Drucken leichter und vor allem billiger machte. Die erste Papiermühle in Deutsch- land wurde Ende des 14. Jahrhunderts gegründet, Mitte des 15. Jahrhunderts ist eine Papiermühle in St. Pölten nachgewiesen. Der entscheidende Umschwung in Richtung gedruckter Literatur geschah um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Johannes Gensfleisch von Sorgenloch, genannt Gutenberg (1400 – 1468), revoluti- onierte den Buchdruck durch die Erfindung beweglicher Metalllettern (Mobilletterndruck) und der Werkzeuge zu ihrer Herstellung. Die Gussform für diese Metalllettern wurde mit einem Stahlstempel in einen Kupferblock geprägt, wodurch exakt gleiche Buchstaben gedruckt werden konnten. Damit konnten große Mengen an Drucken hergestellt werden. Der Drucker besorgte zu dieser Zeit oft auch die Aufgaben der Buchbinderei, er war Verleger und Einzelhändler in einem. Entscheidend war der Gewinn, der aus der Buchproduktion gezogen werden konnte. Martin Luthers Bibelübersetzung (ab 1521) war nicht nur für die Reformation wichtig, sie bescherte auch dem Drucker und Verleger hohe Gewinne. Der Preis einer Lutherbibel entsprach 1534 mit zwei Gulden und acht Groschen in etwa dem Preis von fünf Kälbern, das Jahreseinkommen einer Magd betrug 1,5 Gulden. Die Buch- und Zeitungsproduktion erlebte nicht erst mit der Entwicklung moderner Druckmaschi- nen im 19. Jahrhundert eine weitere Steigerung. Bereits im 18. Jahrhundert fanden Zeitschriften und periodisch erscheinende Publikationen einen erhöhten Zuspruch in der gebildeten Schicht (vgl. Moralische Wochenschriften, Seite 78f.). Mit der zunehmenden Verbreitung von erschwinglichen Büchern und Zeitschriften wuchs auch das Lesepublikum. Die Einführung der Schulpflicht in Preußen 1717 und in Österreich 1774 eröffnete vielen den Zugang zu Büchern und Literatur. Im 19. Jahrhundert fanden literarische Werke Eingang in Zeitungen (Feuilleton). Die Form der Ro- mane wurde daher an die Publikationsbedingungen angepasst; es entstand der Fortsetzungsroman, der eigenen Gesetzen folgt (z. B. Episodenhaftigkeit, Verbindung zur nächsten Folge durch Ankün- digung entscheidender Ereignisse, vgl. Trivialliteratur Seite 392ff.). Allerdings waren die Rechte der Autorinnen und Autoren nicht geschützt. Raubdrucke waren häufig. Das Copyright (Urheberrecht) der Autorinnen und Autoren wurde erst im frühen 20. Jahrhundert anerkannt. Das moderne Taschenbuch, d. h. billig hergestellte, broschierte Ausgaben, wurde erst in den 1930-er Jahren in Deutschland auf den Markt gebracht. Diese Idee wurde dann von ausländischen Verlagen übernommen und perfektioniert (z. B. Penguin in England). Die Gründung des Deutschen Taschen- buchverlags (dtv), eines Gemeinschaftsunternehmens von elf Verlagen, im Jahr 1960 trug zum wei- teren Erfolg dieser Publikationsschiene bei. Während man Bücher und Zeitungen bis in die 1980-er Jahre in traditioneller Drucktechnik (Hoch- druck) erzeugte, wurden danach vermehrt andere, billigere und schnellere Drucktechniken (Offset- Druck) eingesetzt. Die Verwendung des Computers bei der Vorlagenerstellung erleichterte die Pro- duktion, zugleich wurde nahezu jedermann die Möglichkeit zuteil, selbst publizistisch tätig zu sein. Die Manuskripte und die Druckvorstufe werden heute nahezu ausschließlich am Computer erstellt (Desktop-Publishing). Damit gestaltet sich der Arbeitsablauf flexibler und Zeit wird eingespart. Bücher, deren Copyright bereits verfallen war (in Österreich 70 Jahre nach dem Tod der Urheberin bzw. des Urhebers), werden seit den 1980-er Jahren in leicht herstellbaren, billigen Ausgaben in hohen Stückzahlen und zu besonders günstigen Preisen auf den Markt gebracht. Gutenberg Zeitschriften Taschenbuch Desktop-Publishing 2fr589 VERMITTLUNG UND VERMARKTUNG VON LITERATUR Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=