Killinger Literaturkunde, Schulbuch

376 posTMoDERnE ERZäHLER/ InnEn Der postmoderne Roman ist durch eine Reihe von Kriterien gekennzeichnet, allerdings gibt es keine durchgehende Definition des Begriffes. Häufige Merkmale sind: • fragmentarische oder unchronologische Erzählweise • Geschehen muss bisweilen von der Leserin bzw. vom Leser rekonstruiert werden • Die Möglichkeit einer Entwicklung der Protagonisten wird geleugnet. • Fehlen von Identifikationsfiguren • Der postmoderne Roman ist geprägt von einer unverbindlichen Weltsicht und einem nicht erkenn- baren Sinn des Daseins. • Kritik an Manipulation von Sprache und Geschichtsschreibung im Interesse von Ideologieträgern • Intertextualität: Postmoderne Autorinnen und Autoren verarbeiten in ihren Romanen oft ältere, bekannte Texte, die sie neu anordnen, collageartig montieren, persiflieren bzw. auf sie anspielen. • oft ironisch-distanzierte Sprachgestaltung • Thematisierung des Schreibprozesses Thomas Bernhard (1931 – 1989) gehört zu den herausragenden österreichischen Autoren des aus- gehenden 20. Jahrhunderts. Fast sein gesamtes umfangreiches Werk handelt von der Unvermeid- lichkeit des Scheiterns. Frost (1963), Verstörung (1967), Die Kälte. Eine Isolation (1981), Der Un- tergeher (1983), Auslöschung. Ein Zerfall (1986) – so lauten symptomatisch die Titel einiger seiner Prosawerke. Begonnen hat er mit düsterer Lyrik und kurzen erzählenden und dramatischen Texten. In seiner mittleren Schaffenszeit hat er vor allem Romane und Erzählungen geschrieben, in seinen letzten knapp zwei Jahrzehnten überwiegend Theaterstücke. Mit seiner eigenen Kindheit und Jugend hat sich Bernhard in fünf autobiographischen Werken beschäftigt. Sie schildern den Leidensweg eines Verletzten und Gedemütigten, der sich mit bitteren Anklagen und Beschuldigungen für die ihm zu- gefügten Kränkungen rächt. Eine böse Welt Thomas Bernhard im Winter 1957/58 am Tonhof in Maria Saal: Der Tonhof von Maja und Gerhard Lampersberg war in den späten 1950-er und in den 1960-er Jahren ein beliebter Treffpunkt und eine Zuflucht von und für Künstlerinnen und Künstlern (u. a. Christine Lavant, Gerhard Rühm, Wolfgang Bauer, Peter Turrini, Peter Handke, Ivan Eröd, Friedrich Cerha). Bernhard überwarf sich später mit dem Ehepaar Lampersberg, da sich diese im skandalträchtigen Roman Holzfällen. Eine Erregung aus dem Jahr 1984 als Protagonisten wiederzuerkennen glaubten und eine Ehrenbeleidigungsklage gegen Bernhard einreichten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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