Killinger Literaturkunde, Schulbuch

37 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 Ein stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild ... Der Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd Und starrt in den lebend’gen Brand. Er brütet, gafft ... Leis sträubt sich ihm das Haar. Er kennt den Herd, den Saal ... Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut. Den Abendtisch bestellt die greise Schaffnerin Mit Linnen blendend weiß. Das Edelmägdlein hilft. Ein Knabe trug den Krug mit Wein. Der Kinder Blick Hangt schreckensstarr am Gast und hangt am Herd entsetzt ... Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut. „Verdammt! Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal! Drei Jahre sind’s ... Auf einer Hugenottenjagd ... Ein fein, halsstarrig Weib ... ,Wo steckt der Junker? Sprich!‘ Sie schweigt. ,Bekenn!‘ Sie schweigt. ,Gib ihn heraus!‘ Sie schweigt. Ich werde wild. Der Stolz! Ich zerre das Geschöpf ... Die nackten Füße pack’ ich ihr und strecke sie Tief mitten in die Glut ... ,Gib ihn heraus!‘ ... Sie schweigt ... Sie windet sich ... Sahst du das Wappen nicht am Tor? Wer hieß dich hier zu Gaste gehen, dummer Narr? Hat er nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich.“ Eintritt der Edelmann. „Du träumst! Zu Tische, Gast ...“ Da sitzen sie. Die drei in ihrer schwarzen Tracht Und er. Doch keins der Kinder spricht das Tischgebet. Ihn starren sie mit aufgerissnen Augen an – Den Becher füllt und übergießt er, stürzt den Trunk, Springt auf: „Herr, gebet jetzt mir meine Lagerstatt! Müd bin ich wie ein Hund!“ Ein Diener leuchtet ihm, Doch auf der Schwelle wirft er einen Blick zurück Und sieht den Knaben žüstern in des Vaters Ohr ... Dem Diener folgt er taumelnd in das Turmgemach. Fest riegelt er die Tür. Er prüft Pistol und Schwert. Gell pfeift der Sturm. Die Diele bebt. Die Decke stöhnt. Die Treppe kracht ... Dröhnt hier ein Tritt? ... Schleicht dort ein Schritt? ... Ihn täuscht das Ohr. Vorüber wandelt Mitternacht. Auf seinen Lidern lastet Blei, und schlummernd sinkt Er auf das Lager. Draußen plätschert Regenžut. 52 54 56 58 Er träumt. „Gesteh!“ Sie schweigt. „Gib ihn heraus!“ Sie schweigt. Er zerrt das Weib. Zwei Füße zucken in der Glut. Aufsprüht und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt ... „Erwach! Du solltest längst von hinnen sein! Es tagt!“ Durch die Tapetentür in das Gemach gelangt, Vor seinem Lager steht des Schlosses Herr – ergraut, Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar. Sie reiten durch den Wald. Kein Lüftchen regt sich heut. Zersplittert liegen Ästetrümmer quer im Pfad. m95rc2 DIE BALLADE Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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