Killinger Literaturkunde, Schulbuch

35 64 66 68 Und die mir helfen mein Feinslieb begraben, Schwarze Mäntel müssen sie haben, Schwarz müssen sie sich tragen! So wollen wir stiften ein ewige Mess, Dass man der Bernauerin nicht vergess, Man wolle für sie beten.“ 2. Analysieren Sie die Ballade nach folgenden Gesichtspunkten: Inhalt • Vergleichen Sie, worin sich die Volksdichtung von der Geschichte unterscheidet. • Erläutern Sie, welche Phasen des historischen Geschehens dargestellt werden. • Kommentieren Sie, welche Mächte und Kräfte einander gegenüber stehen. • Interpretieren Sie, was die roten und die schwarzen Mäntel in Vers 62 und 65 bedeuten. • Stellen Sie Vermutungen darüber an, auf wessen Seite der Balladendichter steht. Form • Kommentieren Sie die sprachliche Gestaltung. • Illustrieren Sie Merkmale der Volksballade. Rezeption (Aufnahme, Verarbeitung eines Werkes) • Stellen Sie Hypothesen darüber an, dass das Erzählgedicht vom Tod der Bernauerin zu einer der beliebtesten Volksballaden wurde. • Erklären Sie, was heute den Zugang zu dieser Volksballade erschwert. DIE kunsTBALLADE Eine andere Tradition der Ballade hat ihren Ursprung im schottischen Volkslied. 1760 veröffentlichte James Macpherson die Lieder Ossians , angeblich Dichtungen eines altschottischen Barden (kelti- schen Liedermachers). Erst etwa hundert Jahre später konnte man nachweisen, dass es sich um Ge- dichte von Macpherson selbst handelte. Die Lieder Ossians sind durch starke Leidenschaftlichkeit der Empfindung und die Beschwörung des Geisterhaften gekennzeichnet. Deswegen war ihre Wirkung auf die jungen Dichter des Sturm und Drang (1770 bis 1785), die bestrebt waren, den Rationalismus ihrer aufgeklärten Väter abzuschütteln, ungeheuer groß. Man dichtete in der „schottischen Manier“ (Gottfried August Bürger, Lenore , 1773). Damit begann im deutschen Raum die Entwicklung der Kunstballade, die zunächst Form und Inhalt der Geisterballade aufwies. Die Geisterballade stellt dar, wie der Mensch an einer ihm unbegreiflichen, überlegenen Macht scheitert. Beispiele: Goethe, Der Erlkönig ; Mörike, Der Feuerreiter ; Fontane, Die Brück’ am Tay . Die Klassiker, besonders Schiller, entwickelten den Typus der Ideenballade. Im Mittelpunkt steht eine sittliche Idee, die der Mensch aus freiem Willensentschluss zu verwirklichen hat. Verstößt er dagegen, so ist er zum Scheitern verurteilt. Der Ideenballade fehlen der volkstümliche Ton und die Sangbarkeit. Beispiele: Schiller, Die Bürgschaft , Der Ring des Polykrates , Der Graf von Habsburg , Der Taucher. Die Romantiker bevorzugten den Typ der spanischen Romanze (volkstümliche Dichtung oft lyri- schen Charakters, die Sagen oder historische Ereignisse zum Inhalt hat). Ihre Erzählgedichte sind somit zwar dem Volkslied nahe, aber das Erzählerische tritt zugunsten des Lyrischen zurück. Die Themen verlieren ihre dramatische Wucht, Stimmungen treten deutlicher hervor. Beispiele: Clemens Schottische Volkslieder Formen der Kunstballade Orientierung an volkstümlichen Formen 98x8pw DIE BALLADE Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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