Killinger Literaturkunde, Schulbuch

347 35 BRATFISCH zur Leiche Siehst du, das hast du jetzt davon, noch als eine Tote mußt du dich von einem angedudelten Emmentaler andodeln lassen. Für den ist ja die Einzi Stolz die Yoko Ono der Klassik. Und das auf nüchternen Magen. LOSCHEK So wie die sterben, so möchte ich einmal gelebt haben. BRATFISCH Gehen wir dann zum Reischl oder zu McDonalds? 43. Beschreiben Sie die Vorgänge, die in diesen beiden Szenen dargestellt werden. 44. Informieren Sie sich über den historischen Hintergrund der Ereignisse, die hier dargestellt werden. 45. Befassen Sie sich mit der Darstellungsweise, die Franzobel gewählt hat: • Beschreiben Sie die Kunstgriffe, mit denen der Autor in diesem Abschnitt arbeitet. • Erläutern Sie die Bedeutung der nicht in den historischen Kontext passenden Personen bzw. Begriffe. • Diskutieren Sie die Wirkung, die sich beim Lesepublikum dadurch einstellt. Als Auftragsarbeit von Martin Kušej, des Intendanten des Münchner Residenztheaters, verfasste Kathrin Röggla (geb. 1971) das bitterböse Musikstück Kinderkriegen , das am 12. Mai 2012 unter der Regie von Tina Lanik uraufgeführt wurde. Das Stück behandelt das Elternsein und die Kluft zwischen Eltern und Nicht-Eltern auf satirische Weise. Das Residenztheater schreibt: „In einer Zeit, in der Selbstverwirklichung ganz oben auf den To-Do-Listen steht, ist Kinderplanung, Geburt und Erziehung zu einem stetig wachsenden Markt der Hoffnungen, Ängste und Eitelkeiten geworden.“ Die folgende Szene spielt in einem Wellness-Hotel. 1 5 10 15 20 Kathrin Röggla Kinderkriegen (2012) Figuren: ALTE MUTTER: 3 Kinder SPÄTBERUFENER: dieselben 3 Kinder OMA: 1 Tochter, 4 Enkel RABENMUTTER: unklare Kinderanzahl BUNDERTAGSABGEORDNETER (BA): angeblich 2,5 Kinder LUFTHANSAMENSCH (LH): angeblich keine Kinder KINDERLOSE DER ENGAGIERTE: Henrys Vater sowie: SOPHIE, ANNABEL, ANAEL, MAXIMILIAN, LINUS, OTTO, PAUL, LISA, LIESELOTTE, KLARA ... 4. Szene ALTE MUTTER tritt auf und singt Katastrophe, Katastrophe, wenn man nur mehr wahr- nimmt, wie andere durchschlafen können. Wie andere in Ruhe essen können, wie andere so einfach auf die Toilette gehen, unter die Dusche, in die Waschküche, zum Zahnarzt, zum Friseur. Arbeiten! Ja, arbeiten können! Katastrophe, Katastrophe, wenn man nur noch sieht, wie es dem Vater der Kinder gesundheitlich besser geht und man ihn selbst nur noch durch schmale Augen anblickt, Sehschlitze, ja, Sehschlitze überall, und Müdigkeitsschlitze, Schlit- ze, aus denen die Müdigkeit quellt. Katastrophe, Katastrophe … SPÄTBERUFENER taucht auf, zur Alten Mutter Gehst du nicht schlafen? Boulevardesker Witz und Klamauk z644za DEUTSCHSPRACHIGE LITERATUR NACH 1945 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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