Killinger Literaturkunde, Schulbuch

33 Hintergrund Herzog Ernst von Bayern, der seit 1397 regiert, hat einen Sohn, Albrecht, der das Gebiet um Straubing an der Donau verwaltet. In Augsburg lernt Albrecht die Tochter eines Baders, Agnes Bernauer, kennen, heiratet sie heimlich und bringt sie auf seine Schlösser. Der alternde Vater ist wegen der nicht standesgemäßen Ehe um die Erbfolge in seiner Familie besorgt und entschließt sich zu einer Gewalttat: Während Albrecht bei einem seiner Vettern zur Jagd ist, lässt der Herzog Agnes Bernauer gefangen nehmen und von der Brücke in Straubing in die Donau werfen (1435). Nach kurzer Empörung versöhnt sich Albrecht mit seinem Vater, der drei Jahre später stirbt. Albrecht tritt seine Nachfolge als Herzog von Bayern an. Bald nach dem Tod der Bernauerin hat ein Unbekannter ihr Schicksal in einer Ballade erzählt, die rasch volkstümlich geworden ist. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Agnes Bernauerin Es reiten drei Herren zu München hinaus, Sie reiten wohl vor der Bernauerin Haus: „Bernauerin, bist du darinnen? Bist du dann darinnen, so tritt du heraus! Der Herzog ist draußen vor deinem Haus, Mit all seinem Hofgesinde.“ Sobald die Bernauerin die Stimme vernahm, Ein schneeweißes Hemd zog sie gar bald an, Wohl vor den Herzog zu treten. Sobald die Bernauerin vors Tor ’naus kam, Drei Herren gleich die Bernauerin vernahm’n: „Bernauerin, was willst du machen? Ei, willst du lassen den Herzog entwegen? Oder willst du lassen dein jung frisches Leben Ertrinken im Donauwasser?“ – „Und eh ich will lassen mein Herzog entwegen, So will ich lassen mein jung frisches Leben Ertrinken im Donauwasser. Der Herzog ist mein, Und ich bin sein; Sind wir gar treu versprochen.“ Bernauerin auf dem Wasser schwamm, Maria, Mutter Gottes, hat sie gerufen an, Sollt ihr aus dieser Not helfen: 5id9mw DIE BALLADE Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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