Killinger Literaturkunde, Schulbuch

322 In seinem Gedicht September-Elegie 1 bezieht sich Grünbein auf das Attentat auf die Türme des World Trade Centers in New York am 11.9.2001. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Durs Grünbein September-Elegie 1 (2002) Dann Ÿaut die Erregung ab. Vom Anblick der Supernova Erholen die meisten sich bei Arbeit, Glücksspiel und Sex. Von allen Mementos bleibt als letztes das leise „It’s over“. Man betet im Stillen, faltet die Zeitungen, trinkt sein Becks. Heimgekehrt in die Liliput-Enge des Alltags, gedenkt Wer davonkam des Nachbarn, den ein Hammerschlag traf. Schicksal, von Schläfern gemacht, erscheint nun als ferngelenkt. Dass Flugzeuge Bomben sind, stört kaum den technischen Schlaf. Verschämt sieht man manchmal zum Himmel auf. Was dort Ÿiegt, Könnte ein Erzengel sein, unterwegs zum gewohnten Fanal. In den Straßen der Garküchendunst riecht nach frischem Krieg. Mit dem Drama der Schaben verglichen, ist das Leben banal. Keiner ist Stoiker hier. Palavernd vor Schwellen und Türen, Von Terminen und Schulden gejagt, durcheilt man die Stadt. Wer hat schon Zeit gehabt, etwas wie Seelenruhe zu destillieren Aus der Gewissheit des Todes, und dass alles ein Ende hat? Auch Wolkenkratzer – ihr Bau dauert Jahre, Sekunden ihr Fall. Anderntags grinst das Kind schon mit ausgeschlagenem Zahn. Der Globus dreht seine Runden wie eh und je. Aus dem All Gleicht der Fleck in Manhattan einem erloschnen Vulkan. 27. Beobachten Sie, wie Grünbein anhand des Anschlags auf das World Trade Center die Vergäng- lichkeitserfahrung thematisiert: • Klären Sie vorab Ihnen unbekannte Begriffe. • Beschreiben Sie, wie das Gedicht einsetzt. • Erläutern Sie, was die Grundstimmung der Menschen ist. • Kommentieren Sie, inwieweit dieses Ereignis die Welt verändert hat. 28. Vergleichen Sie die Texte Grünbeins mit Gedichten des Barock (Seite 61ff.) und der Romantik (Seite 177ff.) hinsichtlich • der Form, • des Themas, • der Motive, • der Sprache. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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