Killinger Literaturkunde, Schulbuch

319 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 noch zittert, von der Unverletzlichkeit und Dauer einer Aufschrift wie „Zufahrt gestattet!“ sein, möge dieser eine oder irgendein Karli eine Inge lieben, auf dass erfüllet werde die Schrift, in den Stoff der Vergänglichkeit geschnitten, wenn selbst eine Amsel mit ihrer Liebe den Autolärm durchdringt. Karli liebt Inge – möge das Wunder, dass sein Ich einzig in der Beschwörung zärtlicher Namensverkleinerung noch bei ihm ist, noch so wunderbar sein wie der Satz, aus welchem es spricht, möge der Staub, dass der Satz nicht verjährt ist, nicht älter als einen Tag sein, möge daher an dem Finger noch Staub sein und auch kein Regen dieses erste Geständnis tilgen, auf dass der sehr junge Mann, nachts im Ungewissen, ob alles auch wahr ist, die Glückseligkeit der Selbsterkenntnis nicht bloß geträumt haben muss! Karli liebt Inge – möge das Mädchen das was es immer geahnt hat, als wirklich wahr von der Autoscheibe lesen und dann das sich selbst anvertraute Geheimnis um das Geheimnis „und Inge liebt Karli“ ins Unermessliche vergrößern, bald beiden der Schulweg von solchen Erleuchtungen verklärt. Karli liebt Inge – 42 44 46 48 50 52 54 oder könnte es sein, dass ein drittes Kind die Lächerlichkeit, die es aufgespürt hat, dem Spott der anderen preisgibt? die beiden werden, sofern der Verräter wahr spricht, ausgelacht zu werden ertragen. Verdacht auf Denunziation, weil in den Staub von Fensterscheiben meist nur (zynischer Wahrheitsbeweis) „Dreck“ oder „Sau“ oder beides oder eine Nachricht wie „Karli ist ein Trottel“, „Inge ist eine Hur“ geschrieben steht 6yk2xb DEUTSCHSPRACHIGE LITERATUR NACH 1945 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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