Killinger Literaturkunde, Schulbuch

308 7. Beobachten Sie, wie Ingeborg Bachmann in diesem Gedicht eine Endzeit, einen Abschied be- schreibt: • Beschreiben Sie die Leitmotive in dem Text. • Analysieren Sie, wie die Dringlichkeit des Gedichtes gesteigert wird. • Stellen Sie Vermutungen über die Bedeutung der Strophenstruktur an. Der zweite und letzte Gedichtband, Anrufung des Großen Bären (1956), thematisiert unter ande- rem die bedingungslose Liebe, die jedoch an der eigenen Verstörtheit und am Wesen der Männer scheitert. Den Abschluss der Gedichtsammlung bilden die Lieder auf der Flucht , einer Flucht vor sich selber. In einem der Lieder heißt es: 2 4 6 8 10 12 14 16 Ingeborg Bachmann XIII (1956) Die Sonne wärmt nicht, stimmlos ist das Meer. Die Gräber, schneeverpackt, schnürt niemand auf. Wird denn kein Kohlenbecken angefüllt mit fester Glut? Doch Glut tut’s nicht. Erlöse mich! Ich kann nicht länger sterben. Der Heilige hat anderes zu tun; er sorgt sich um die Stadt und geht ums Brot. Die Wäscheleine trägt so schwer am Tuch; bald wird es fallen. Doch mich deckt’s nicht zu. Ich bin noch schuldig. Heb mich auf. Ich bin nicht schuldig. Heb mich auf. Das Eiskorn lös vom zugefrornen Aug, brich mit den Blicken ein, die blauen Gründe such, schwimm, schau und tauch: Ich bin es nicht. Ich bin’s. 8. Vergleichen Sie die hier dargestellten Probleme des lyrischen Ich mit der eigenen Lebensorien- tierung: • Erläutern Sie das Lebensgefühl, das dieser Text vermittelt. • Heben Sie besonders auffällige Ausdrucksweisen hervor. • Finden Sie Parallelen zu dem Gedicht Die gestundete Zeit . Identitätsfindung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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