Killinger Literaturkunde, Schulbuch

287 10. Stellen Sie dar, wie Joseph Roth den Charakter der Donaumonarchie schildert: • Beschreiben Sie, worin für den Erzähler der Reiz der österreichisch-ungarischen Monarchie liegt. • Kommentieren Sie, was die Hauptfigur dieser Passage kennzeichnet. 11. Recherchieren Sie, an welchen Problemen die Monarchie schließlich scheiterte. Robert Musil Robert Musil (1880 – 1942) stammte aus einer altösterreichischen Beam- ten- und Offiziersfamilie aus Klagenfurt mit Vorfahren in Böhmen. Der Va- ter war Professor an der Technischen Hochschule in Brünn. Der spätere Dichter studierte zuerst Maschinenbau, dann Philosophie und schlug die angebotene Hochschullaufbahn aus, um das ungewisse Los eines freien Schriftstellers auf sich zu nehmen. Er lebte in Berlin und in Wien und emig- rierte aus Abneigung gegen Hitler 1938 in die Schweiz. Zu Musils frühen Werken gehört die Erzählung Die Verwirrungen des Zög- lings Törleß (1906). Der junge Törleß steht einer bösen Welt grausamer und sadistischer Kameraden gegenüber und nimmt auch an deren Aktivitäten teil, was sich im Rückblick folgendermaßen darstellt: 1 5 10 15 20 Von den Rätseln, die ihn erst vor kurzem gequält hatten, war noch eine unbestimmte Nachwirkung geblieben, die wie ein dunkler ferner Ton am Grunde seiner Erlebnisse klang. Gerade daran mochte er jetzt nicht denken. Aber zeitweilig mußte er es. Und dann beel ihn tiefste Hoffnungslosigkeit, und eine ganz andere, eine müde, zukunftslose Beschämung konnte ihn bei diesen Erinnerungen ergreifen. Trotzdem vermochte er aber auch über diese nicht sich Rechenschaft zu geben. Dies bewirkten die besonderen Verhältnisse im Institute. Dort, wo die jungen aufdrän- genden Kräfte hinter grauen Mauern festgehalten wurden, stauten sie die Phantasie voll wahllos wohllüstiger Bilder, die manchem die Besinnung raubten. Ein gewisser Grad von Ausschweifung galt sogar als männlich, als verwegen, als kühnes Inbesitznehmen vorenthaltener Vergnügungen. Zumal wenn man sich mit der ehrbar ver- kümmerten Erscheinung der meisten Lehrer verglich. Denn dann gewann das Mahnwort Moral einen lächerlichen Zusammenhang mit schmalen Schultern, mit spitzen Bäuchen auf dünnen Beinen und Augen, die hinter ihren Brillen harmlos wie Schäfchen weideten, als sei das Leben nichts als ein Feld voll Blumen ernster Erbaulichkeit. Im Institute endlich hatte man noch keine Kenntnis vom Leben und keine Ahnung von allen jenen Abstufungen von Gemeinheit und Wüstheit bis zu Krankheit und Lächerlichkeit, die den Erwachsenen in erster Linie mit Widerwillen erfüllen, wenn er von solchen Dingen hört. Alle diese Hemmnisse, deren Wirksamkeit wir gar nicht abzuschätzen vermögen, fehlten ihm. Er war förmlich naiv in seine Vergehen hineingeraten. 12. Besprechen Sie diese Darstellung des Lebens in einem Militärinternat und dessen Auswirkungen: • Illustrieren Sie, welche Aspekte in diesem Textausschnitt angesprochen werden. • Beschreiben Sie, welche Rolle dabei die Abgeschiedenheit der Schule spielt. • Kommentieren Sie, wie die Lehrer dargestellt werden. Pubertätsprobleme Robert Musil, undatiertes Foto mb7373 DIE ZEIT ZWISCHEN DEN KRIEGEN – NEUE SACHLICHKEIT | 1920 – 1945 Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=