Killinger Literaturkunde, Schulbuch

279 35 40 45 50 Und jetzt: das Ganze schwenkt! Der Mensch denkt: Gott lenkt – Keine Red davon! Viele sah ich schon den Himmel stürmen Und kein Stern war ihnen groß und weit genug. (Der Tüchtige schafft es, wo ein Wille ist, ist ein Weg, wir werden den Laden schon schmei- ßen.) Doch sie fühlten bald beim Berg-auf-Berge-Türmen Wie doch schwer man schon an einem Strohhut trug. (Man muss sich nach der Decke strecken!) Und vom Dach der Star Pfeift: wart paar Jahr! Und sie marschiern in der Kapell Im Gleichschritt, langsam oder schnell Und blasen ihren kleinen Ton: Jetzt kommt er schon. Und jetzt: das Ganze schwenkt! Der Mensch denkt: Gott lenkt – Keine Red davon! 7. Analysieren Sie diesen Song nach inhaltlichen und sprachlichen Gesichtspunkten: • Beschreiben Sie, welche Erfahrung Mutter Courage dem Soldaten mitteilen möchte. • Untersuchen Sie die Form der Strophen. • Analysieren Sie, wodurch der liedhafte Charakter erreicht wird. • In dem Sprichwort „Der Mensch denkt, Gott lenkt“ hat Brecht nur das Satzzeichen verän- dert. Kommentieren Sie, wie sich dadurch der Sinn des Satzes verändert. • Finden Sie Gemeinsamkeiten der in Klammern stehenden Prosatexte. Eine weitere Facette des epischen Dramas ist der offene Schluss, der die Zuseher/innen dazu zwingt, für sich selbst eine Lösung zu finden. In dem Stück Der gute Mensch von Sezuan meint Brecht, dass es in unserer Gesellschaftsordnung nicht möglich sei, „gut zu sein und doch zu leben“. Der Schluss dieses Dramas bleibt offen. Zuletzt tritt ein Spieler vor den Vorhang und sagt: 1 5 10 Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruss: Wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluss. Vorschwebte uns: die goldene Legende. Unter der Hand nahm sie ein bitteres Ende. Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen Den Vorhang zu und alle Fragen offen. [...] Der einzige Ausweg wär aus diesem Ungemach: Sie selber dächten auf der Stelle nach Auf welche Weis’ dem guten Menschen man Zu einem guten Ende helfen kann. Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss! Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss! Offene Struktur vr38ri DIE ZEIT ZWISCHEN DEN KRIEGEN – NEUE SACHLICHKEIT | 1920 – 1945 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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