Killinger Literaturkunde, Schulbuch

262 6 8 10 12 14 Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten Träum ich nach ihren helleren Geschicken Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken. So folg ich über Wolken ihren Fahrten. Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern. Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen. Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern, Indes wie blasser Kinder Todesreigen Um dunkle Brunnenränder, die verwittern, Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen. 15. Konzentrieren Sie sich auf das jähe Umschlagen von positiv besetzten Bildern und Vorstellun- gen in Negatives in diesem Gedicht, was kennzeichnend für Trakls Lyrik ist. • Vergleichen Sie, welche Bilder Positives und welche Bilder den Verfall ausdrücken. • Stellen Sie dar, an welcher Stelle die Stimmung umschlägt. • Kommentieren Sie, welcher Eindruck am Schluss überwiegt. • Nennen Sie Beispiele, wie Trakl in diesem Text verschiedene Sinnesebenen vermischt (Synästhesien). Trakls Grundstimmung kommt im folgenden Gedicht zum Ausdruck: 2 4 6 8 10 Georg Trakl In ein altes Stammbuch (1913) Immer wieder kehrst du Melancholie, O Sanftmut der einsamen Seele. Zu Ende glüht ein goldener Tag. Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn. Siehe! es dämmert schon. Wieder kehrt die Nacht und klagt ein Sterbliches Und es leidet ein anderes mit. Schaudernd unter herbstlichen Sternen Neigt sich jährlich tiefer das Haupt. 16. Untersuchen Sie das Gedicht hinsichtlich folgender beider Aspekte: • Beschreiben Sie, welche Stimmungen in diesem Gedicht dargestellt werden. • Erläutern Sie, mit welchen sprachlichen Mitteln diese Stimmung erzeugt wird. August Stramm (1874 – 1915) fiel 1915 in Russland. Das Kriegserlebnis zerstörte auch seine Spra- che: Der Satzbau ist gebrochen, die Wörter sind deformiert. Zerstörte Sprache Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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