Killinger Literaturkunde, Schulbuch

260 Die Flöte rülpst tief drei Takte lang [...] [...] Die Tür ießt hin [...] Gottfried Benn, Nachtcafé I Lyrik des Expressionismus Die Lyrik ist das vorherrschende Ausdrucksmittel der ersten Periode dieser Strömung. Sie übernimmt Elemente aus fast allen literarischen Strömungen der Vergangenheit und spielt alle Möglichkeiten der Form durch, vom strengen Strophenbau (Sonett) über ungegliederte Gebilde bis zu Ausrufen und Gestammel. In den Motiven, in den Bildern, Symbolen und Chiffren drückt sich die subjektive Weltsicht des Dichters aus. Daraus ergibt sich trotz ähnlicher Ausgangssituationen die Vielfalt und Gegensätzlichkeit der expressionistischen Werke. Die bedeutendsten Lyriker/innen waren u. a. Gott- fried Benn, Ernst Stadler, Georg Heym, Georg Trakl und Else Lasker-Schüler. Die französischen Symbolisten Charles Pierre Baudelaire (1821 – 1867) und Arthur Rimbaud (1854 – 1891) werden ebenso als Vorbilder anerkannt wie der Philosoph Friedrich Nietzsche mit seiner Forderung nach dem neuen Menschen, dem „Übermenschen“. Der Übermensch, der über der gängigen Moral steht und der rücksichtslos gegen andere, aber auch gegen sich selbst vorgeht, überwindet die Einschränkungen der Masse. Gottfried Benn (1886 – 1956) schreibt in der Einleitung zur Sammlung Lyrik des expressionistischen Jahrzehnts : Denn was uns selbst angeht, unser Hintergrund war Nietzsche: Sein inneres Wesen mit Worten zu zerreißen, der Drang, sich auszudrücken, zu formulieren, zu blenden, zu funkeln auf jede Gefahr und ohne Rücksicht auf Ergebnisse, das Verlöschen des Inhalts zugunsten der Expression – das war ja seine Existenz. Der neue Mensch Egon Schiele (1890 – 1918), Selbstbildnis mit Lampionfrüchten; 1912, Öl und Deckfarbe auf Holz, Leopold Museum Wien Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=