Killinger Literaturkunde, Schulbuch

205 2. Kommentieren Sie die Zustände, die Büchner in seinem Text kritisiert: • Arbeiten Sie den Grundgedanken heraus, der diesen Text prägt. • Nehmen Sie auf mindestens zwei Details Bezug. • Kommentieren Sie bemerkenswerte stilistische Aspekte. • Stellen Sie Überlegungen darüber an, ob ein solcher Text heute eine ähnlich negative Reaktion von Seiten der Obrigkeit auslösen würde. Wenige Wochen vor seinem frühen Tod schrieb Büchner 1836 in Zürich die Szenen des Woyzeck . Den Fall Woyzeck, der Jahre zuvor großes Aufsehen erregt hatte, kannte er aus der Zeitschrift für Staatsarzneikunde , an der sein Vater mitarbeitete. Zweifellos hat Büchner vom realen Fall Anre- gungen erhalten. Er schließt an die Tradition des Sturm und Drang an, nimmt aber auch Entwick- lungen des Naturalismus (passive Hauptfiguren, die sich weder gegen die Gesellschaft noch gegen ihr Milieu durchsetzen können) vorweg. In diesem Stück wird zum ersten Mal ein Angehöriger der Unterschicht zur Hauptfigur eines deutschen Dramas. Das Tragödienfragment zeigt die Geschichte des psychisch wie physisch labilen Woyzeck, der von seiner Umgebung ausgenützt und gedemütigt wird. Gleichzeitig kann er sich aber dagegen nicht wehren und wird darüber hinaus auch zum Opfer seiner Gemütsbewegungen. Die 1921 vollendete Oper Wozzeck von Alban Berg (1885 – 1935) behandelt diesen Stoff ebenso wie der Film Woyzeck des deutschen Regisseurs Werner Herzog (geb. 1942). der mensch als opfer des milieus Filmplakat Woyzeck , BRD 1979; Regie: Werner Herzog. Darsteller: Klaus Kinski als „Woyzeck“, Eva Mattes als „Marie“, Wolfgang Reichmann als „Hauptmann“, Willy Semmelrogge als „Arzt“. Herzogs Verfilmung hält sich eng an Büchners literarische Vorlage. Sehr lange Einstellungen in den Szenen, meist Totalen fast ohne Gegenschnitte, sollen dabei den Eindruck eines Theaterspiels erwecken. Scharfe Schnitte zwischen den Szenen ohne füllende Übergänge deuten das Fragmentari- sche von Büchners Stück an. kp24ns der VormÄrZ | 1815 – 1848 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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