Killinger Literaturkunde, Schulbuch

189 1 Fernand: Ferdinand II., der aus der Steiermark stammende spätere Kaiser der Gegenreformation (1619 – 1634) 30 35 40 45 50 55 60 65 Herabstürzt von der Höhe, die sie schützt, Zur Ober™äche eigener Gemeinheit, Bis alles gleich, ei ja, weil alles niedrig. (3. Aufzug) Da steht’s vor mir! Der Mord, der Bürgerkrieg. Was ich vermieden all mein Leben lang, Es tritt vor mich am Ende meiner Tage. Es soll, es darf nicht. Steckt die Schwerter ein, Vertragt euch mit dem Feind. (3. Aufzug) Ich bin so gut nicht, als es etwa scheint – Die andern nennen’s schwach, ich nenn’ es gut. Denn, was Entschlossenheit den Männern heißt des Staats, Ist meistenfalls Gewissenlosigkeit, Hochmut und Leichtsinn, der allein nur sich Und nicht das Schicksal hat im Aug der andern; Indes der gute Mann auf hoher Stelle Erzittert vor den Folgen seiner Tat, Die, als die Wirkung eines Federstrichs, Glück oder Unglück forterbt späten Enkeln. (3. Aufzug) Ich hielt die Welt für klug, sie ist es nicht. Gemartert vom Gedanken droh’nder Zukunft, Dacht’ ich die Zeit von gleicher Furcht bewegt, Im weisen Zögern seh’nd die einz’ge Rettung. Allein der Mensch lebt nur im Augenblick, Was heut ist, kümmert ihn, es gibt kein Morgen. (4. Aufzug) Fernand 1 , du glaubst dich stark und bist es auch, Vor allem, wenn du meinst, für Gott zu streiten. Sei’s gleicherweis auch sonst, und stark, nicht hart! Was dir als Höchstes gilt: die Überzeugung, Acht sie in andern auch, sie ist von Gott, Und er wird selbst die Irrenden belehren. (4. Aufzug) Ich selber war ein Mann der Dunkelheit. Von ihren Streitigkeiten angeekelt, Floh ich dahin, allwo die frühsten Menschen Zuerst erkannten ihres Lebens Meister. Vom Hügel auf zu den Gestirnen blickend Und ihre stet’ge Wiederkehr betrachtend, Erscholl’s in ihrer Brust: Es ist ein Gott Und ewig die Gesetze seines Waltens. (4. Aufzug) 6w79he daS Biedermeier | 1815 – 1848 Nu zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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