Killinger Literaturkunde, Schulbuch

177 1 5 10 15 Jetzt war es um das Bewußtsein, um die Sinne Eckberts geschehn; [...] das Wunderbarste vermischte sich mit dem Gewöhnlichsten, die Welt um ihn her war verzaubert, und er kei- nes Gedankens, keiner Erinnerung mächtig. Eine krummgebückte Alte schlich hustend mit einer Krücke den Hügel heran. „Bringst du mir meinen Vogel? Meine Perlen? Meinen Hund?“ schrie sie ihm entgegen. „Siehe, das Un- recht bestraft sich selbst: Niemand als ich war dein Freund Walther, dein Hugo.“ – „Gott im Himmel!“ sagte Eckbert stille vor sich hin – „in welcher entsetzlichen Einsamkeit hab ich dann mein Leben hingebracht!“ – „Und Bertha war deine Schwester.“ Eckbert ¦el zu Boden. „Warum verließ sie mich tückisch? Sonst hätte sich alles gut und schön geendet, ihre Probezeit war ja schon vorüber. Sie war die Tochter eines Ritters, die er bei einem Hirten erziehn ließ, die Tochter deines Vaters.“ – „Warum hab ich diesen schreck- lichen Gedanken immer geahndet?“ rief Eckbert aus. „Weil du in früher Jugend deinen Vater einst davon erzählen hörtest; er durfte seiner Frau wegen diese Tochter nicht bei sich erziehn lassen, denn sie war von einem andern Weibe.“ Eckbert lag wahnsinnig und verscheidend auf dem Boden; dumpf und verworren hörte er die Alte sprechen, den Hund bellen, und den Vogel sein Lied wiederholen. 4. Erläutern Sie, welche Ähnlichkeiten und welche Unterschiede Volks- und Kunstmärchen auf- weisen: • Zeigen Sie auf, wie das Unheimliche in diesem Text thematisiert wird. • Besprechen Sie, welchen Gefährdungen der Mensch diesem Märchen nach ausgesetzt ist. RoMAnT I scHE LyRIk Die romantische Lyrik erwächst aus dem Volkslied, sowohl in Bezug auf die Themen als auch auf die Formen. Das Musikalische und das Rhythmische der Sprache kommen zu besonderer Wirkung. Romantische Lyrik hat viele Musiker zur Vertonung gereizt. Moritz von Schwind, Ein Abend bei Baron Spaun ; Franz Schubert am Klavier, neben ihm der Tenor Johann Michael Vogl; Aquarell-Skizze, Historisches Museum der Stadt Wien. s7pz6z die romantiK | 1795 – 1835 Nur z Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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