Killinger Literaturkunde, Schulbuch

162 14 16 18 20 22 24 Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; Unzählig blühn die Rosen, und ruhig scheint Die goldne Welt; o dorthin nehmt mich, Purpurne Wolken! und möge droben In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! – Doch, wie verscheucht von törichter Bitte, ¡ieht Der Zauber; dunkel wirds, und einsam Unter dem Himmel, wie immer, bin ich – Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja, Du ruhelose, träumerische! Friedlich und heiter ist dann das Alter. 3. Untersuchen Sie, wie Hölderin in dieser Ode sowohl eine Abendstimmung als auch sein Lebensgefühl beschreibt: • Erläutern Sie, in welcher Situation sich das lyrische Ich befindet. • Zeigen Sie auf, an welcher Stelle die Ode eine überraschende Wendung nimmt. • Stellen Sie die Zeilen 13–17 den Zeilen 18–19 gegenüber. Kommentieren Sie Gegensätze und Widersprüche. • Stellen Sie dar, welches Fazit in der letzten Strophe gezogen wird. Hölderlin ist zwar 73 Jahre alt geworden, hat aber die zweite Hälfte seines Lebens in Depressionen und geistiger Verwirrung zugebracht, ab 1806 in einer Anstalt bzw. in Pflege. 2 4 6 Friedrich Hölderlin Hälfte des Lebens (1803) Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. 8 10 12 14 Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. 4. Analysieren Sie dieses Gedicht nach folgenden Gesichtspunkten: • Besprechen Sie die Bedeutung des Titels. • Illustrieren Sie, welche Stimmungen die beiden Strophen wiedergeben. • Zeigen Sie auf, inwiefern die Struktur des Gedichts seine Aussage unterstützt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=