Killinger Literaturkunde, Schulbuch

152 20 25 30 35 In Ihrem Weltgebäude. Geben Sie, Was Sie uns nahmen, wieder. Werden Sie Von Millionen Königen ein König. (Er nähert sich ihm kühn, indem er feste und feurige Blicke auf ihn richtet.) O könnte die Beredsamkeit von allen Den Tausenden, die dieser großen Stunde Teilhaftig sind, auf meinen Lippen schweben, Den Strahl, den ich in diesen Augen merke, Zur Flamme zu erheben! – Geben Sie Die unnatürliche Vergöttrung auf, Die uns vernichtet. Werden Sie uns Muster Des Ewigen und Wahren. Niemals – niemals Besaß ein Sterblicher so viel, so göttlich Es zu gebrauchen. Alle Könige Europens huldigen dem span’schen Namen. Gehn Sie Europens Königen voran. Ein Federzug von dieser Hand, und neu Erschaffen wird die Erde. Geben Sie Gedankenfreiheit – (Sich ihm zu Füßen werfend) . Marquis Posa möchte mit der Kraft seiner Überzeugung den König und damit das ganze aristokra- tisch-absolutistische Regierungssystem der Zeit (im Sinne der Aufklärung) verändern: Stellen Sie der Menschheit Verlornen Adel wieder her. Der Bürger Sei wiederum, was er zuvor gewesen, Der Krone Zweck. Doch für Philipp ist der junge Mann nur ein „sonderbarer Schwärmer“. 12. Leiten Sie aus der Rede des Marquis Posa das von Schiller dargestellte politische Bekenntnis ab. DER BI LDungs- unD EnTwIckLungsRoMAn Die bevorzugte Dichtungsgattung der Klassiker war das Drama. Der Roman galt als unreine Form, als „Halbbruder der Poesie“ (Schiller). Dennoch hat Goethe in seiner klassischen Zeit Romane ge- schrieben, die sein Bildungs- und Persönlichkeitsideal widerspiegeln. Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795) ist ein Bildungs- und Entwicklungsroman. Es wird die geistige Entwicklung eines jungen Menschen in Auseinandersetzung mit den Einflüssen der Umwelt darge- stellt. Im Endstadium dieser Entwicklung setzt sich meist das Bildungsideal des Dichters und seiner Epoche durch. Goethes Wilhelm Meister ist das Urbild des deutschen Entwicklungsromans, ihm folgen die Künstlerromane der Romantik (etwa Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenbergs Heinrich von Ofterdingen ), dann Nachsommer von Adalbert Stifter und Der grüne Heinrich von Gottfried Keller. Bildungsideal Gedankenfreiheit Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=