Killinger Literaturkunde, Schulbuch

151 • Kommentieren Sie die Gründe der Prinzessin für das Streben der Frau nach Sitte. • Besprechen Sie die sprachliche Gestaltung und die Form der Verse. Schiller: don carlos (1787) In dem Drama Don Carlos wandelt sich Friedrich Schiller zum Klassiker. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen dem Vater, König Philipp von Spanien, und seinem Sohn, dem Infanten Don Car- los. Don Carlos verliebt sich in seine Stiefmutter, Elisabeth von Valois, die zuerst für ihn bestimmt war, aber dann den König heiraten musste. Im Lauf des Dramas bekommt der Freund und Vertraute des Infanten, der Marquis von Posa, eine immer größere Bedeutung. Er wird zum Prophe- ten eines neuen Zeitalters, in dem die Menschen – nach den Idealen der Klassiker – frei und glücklich leben. Marquis Posa verkündet dem streng katho- lischen, absolutistisch und gewaltsam regierenden König seine Idee von der Entwicklung des Men- schen in Freiheit: 1 5 10 15 MARQUIS: Sie wollen Allein in ganz Europa – sich dem Rade Des Weltverhängnisses, das unaufhaltsam In vollem Laufe rollt, entgegenwerfen? [...] Sie wollen p anzen für die Ewigkeit Und säen Tod 1 ? Ein so erzwungnes Werk Wird seines Schöpfers Geist nicht überdauern. [...] Umsonst ein großes, königliches Leben Zerstörenden Entwürfen hingeopfert. Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm gehalten. Des langen Schlummers Bande wird er brechen Und wiederfordern sein geheiligt Recht. [...] KÖNIG: Wer hat Euch dessen so Gewiss gemacht? MARQUIS (mit Feuer) : Ja, beim Allmächtigen! Ja – ja – ich wiederhol es. Geben Sie, Was Sie uns nahmen, wieder. Lassen Sie, Großmütig wie der Starke, Menschenglück Aus Ihrem Füllhorn strömen – Geister reifen 1 Anspielung auf die blutige Niederwerfung des Aufstandes der Niederländer Johann Christoph Friedrich von Schiller (10.11.1759 – 9.5.1805), Gemälde von Ludovica Simanowitz aus dem Jahr 1793; Öl auf Leinwand, Schiller-Nationalmuseum Marbach. m35w3x die deutSche KlaSSiK | 1786 – 1805 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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