Killinger Literaturkunde, Schulbuch

147 15 20 25 30 Dass ungestraft mich meine Feinde höhnen? Ich muss mich überwinden. Feige ist es, Sich solchen weichen Stimmen hinzugeben. – Geht, Kinder, jetzt ins Haus. – Wem solch ein Opfer, Wie ich es bringen muss, Abscheu erregt, Der bleibe fern: Mein Arm tut seine P icht. – Nein, leidenschaftlich Herz, du darfst es nicht. Lass sie doch leben, Herz, verschone sie. Wenn dort sie um uns sind, welch hohes Glück! – – – Nein, bei des Hades ”nsteren Dämonen, Das darf ich nie zulassen, dass die Feinde An meinen Kindern ihre Rachsucht kühlen. [...] Gebt, Kinder, Zum Abschied der Mutter eure Hände. O liebe Hände, liebe Lockenköpfe! Wie edel sind sie von Gestalt und Antlitz! Lebt glücklich – dort. Das Glück, das hier euch blühte, Stahl euch der Vater. [...] Geht jetzt, geht schnell! Ich kann nicht mehr ertragen, Euch anzusehn. 8. Fassen Sie die wesentlichen Aspekte des inneren Konflikts Medeas zusammen. monolog und dialog Der Monolog (das Sprechen einer Person mit sich selbst) hat unterschiedliche Funktionen: 1. Der berichtende Monolog teilt mit, was auf der Bühne nicht dargestellt wird oder werden kann („Mauerschau“). 2. Der deutende Monolog gibt einen Kommentar zur Lage. 3. Der Konfliktmonolog ist ein abwägendes Streitgespräch des Helden mit sich selbst. Wir wer- den zu Mitwissenden seiner Überlegungen, seiner gegensätzlichen Strebungen und seiner Entscheidung. Unter einem Dialog versteht man die Wechselrede zweier oder mehrerer Personen. Vor allem treibt der Dialog die Handlung voran und macht Gegensätze sichtbar, die zum Konflikt führen. Zur Sprachform Die Sprache des antiken Dramas ist stilisiert. Aristoteles verlangte vom tragischen Dichter, dass er seinen Stoff in einer rhythmisch gestalteten, idealisierten, vom Alltag abgehobenen Sprache vor- trage. Die barocken Poetiken übernahmen diese Forderung: Die Angehörigen der höheren Stände in einer Tragödie hatten eine gehobene Sprachform zu sprechen; die Bürger der Komödie konnten eine volkstümliche, auch derb-vulgäre Sprache verwenden. Die deutschen Klassiker schrieben eine Bildungssprache, die in starkem Maß bildhaft ist. Nicht nur Personen höheren Standes sprechen in Gebundene, idealisierte Sprache k5u6y9 die deutSche KlaSSiK | 1786 – 1805 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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