Killinger Literaturkunde, Schulbuch

137 überblick über die klassische Zeit ursprünge des griechischen theaters Sie liegen in den chorischen Kultliedern für Dionysos, den Gott der Fruchtbarkeit und des Weines. Ihm zu Ehren wurden im Frühjahr Feste gefeiert, bei denen Tänzerinnen auftraten. Der Chor sang und stampfte den Rhythmus. Thespis (geb. im 6. Jh. v. Chr.), der älteste bekannte griechische Tragiker, galt den Griechen als Begründer des Dramas, weil er dem Chor als Einzelsprecher gegenübertrat. Aischylos (525 – 456 v. Chr.) führte einen zweiten Schauspieler ein und schuf damit die wichtigste dramatische Ausdrucks- form, nämlich den Dialog. Sophokles (497 – 406 v. Chr.) setzte einen dritten Schauspieler ein. Mehr Schauspieler hat man auch später nicht verwendet, es mussten jedoch manchmal zwei Rollen mit einem Spieler besetzt werden. Die Stoffe zu ihren Werken entnahmen die griechischen Tragiker meist der Mythologie, also den Götter- und Heroensagen, die – zumindest in der älteren Zeit – religiösen Charakter hatten und dem Publikum vertraut waren: Atridensage , Ödipussage , Argonautensage , Herkulessage , Prometheus- sage . Nur sehr wenige Stücke hatten eine zeitgenössische Thematik, zum Beispiel Die Perser des Aischylos. Das Besondere eines Dramas lag also nicht im Inhaltlichen, sondern in der Art der Verarbeitung. 1. Stellen Sie Inhalt und Überlieferung der wichtigsten griechischen Mythen dar. Zweck der tragödie Aristoteles hat in seiner Poetik als Zweck der Tragödie genannt, Furcht und Mitleid im Zuschauer zu erwecken, Mitleid mit dem Helden und Furcht, ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Durch das Ende der Tragödie und das folgende Satyrspiel sollte der Zuschauer jedoch von seinen Affekten, seinen Kultlieder für dionysos Götter und heroensagen Furcht – mitleid – läuterung 98ag89 die deutSche KlaSSiK | 1786 – 1805 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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