Killinger Literaturkunde, Schulbuch

125 30 Ob man auch künftig hasst und liebt, Und ob es auch in jenen Sphären Ein Oben oder Unten gibt. MEPHISTOPHELES: In diesem Sinne kannst du’s wagen. Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen, Mit Freuden meine Künste sehn, Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn. Faust fragt zunächst: „Was willst du armer Teufel geben?“ und setzt meditierend fort: 1 5 10 15 FAUST: Werd’ ich beruhigt je mich auf ein Faulbett 1 legen, So sei es gleich um mich getan! Kannst du mich schmeichelnd je belügen, Dass ich mir selbst gefallen mag, Kannst du mich mit Genuss betrügen, Das sei für mich der letzte Tag! Die Wette biet’ ich! MEPHISTOPHELES: Topp! FAUST: Und Schlag auf Schlag! Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehn! Dann mag die Totenglocke schallen, Dann bist du deines Dienstes frei, Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, Es sei die Zeit für mich vorbei! Mephisto drängt auf einen schriftlichen Vertrag: MEPHISTOPHELES: Nur eins! – Um Lebens oder Sterbens willen Bitt’ ich mir ein paar Zeilen aus. FAUST: Auch was Geschriebnes forderst du Pedant 2 ? Faust verweist zunächst auf die Gültigkeit seines gesprochenen Worts und fragt unwillig: 1 FAUST: Was willst du böser Geist von mir? Erz, Marmor, Pergament, Papier? Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben? Ich gebe jede Wahl dir frei. 1 Faulbett: Ruhebett 2 Pedant: pedantischer, kleinlicher Mensch i9j2xk DIE GESCHICHTE VON DOKTOR FAUST, DEM TEUFELSBÜNDLER Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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