Killinger Literaturkunde, Schulbuch

119 DER TEufELspAkT IM voLksBucH Bei Faust erscheint der Geist Mephostophiles (!). Der Doktor nennt eine ganze Reihe von Wünschen: 1 1 5 10 15 20 25 Erstlich, dass er auch Geschicklichkeit, Form und Gestalt eines Geistes möchte an sich haben und bekommen. Zum andern, dass der Geist alles das tun sollte, was er begehrt und von ihm haben wollt. Zum Dritten, dass er ihm geflissen, untertänig und gehorsam sein wollte als ein Diener. Zum Vierten, dass er sich allezeit, sooft er ihn forderte und berufte, in seinem Haus sollte finden lassen. Zum Fünften, dass er in seinem Hause wölle unsichtbar regieren und sich sonsten von niemand als von ihm sehen lassen, es wäre denn sein Will und Geheiß. Und letztlich, dass er ihm, sooft er ihn forderte und in der Gestalt, die er ihm auferlegen würde, erscheinen sollt. Auf diese sechs Punkten antwort der Geist dem Fausto, dass er ihm in allem wollt will- fahren und gehorsamen, sofern dass er ihm dagegen auch etlich furgehaltene Artikel wölle leisten, und wo er solches tue, soll es weiter keine Not haben, und seind dies darunter des Geistes etliche Artikel gewesen: Erstlich, dass er, Faustus, verspreche und schwere, dass er sein, des Geistes, Eigen sein wollte. Zum andern, dass er solches zu mehrer Bekräftigung mit seinem eigen Blut wölle bezeu- gen und sich darmit also gegen ihm verschreiben. Zum Dritten, dass er allen christgläubigen Menschen wölle feind sein. Zum Vierten, dass er den christlichen Glauben wölle verleugnen. Zum Fünften, dass er sich nicht wölle verführen lassen, so ihne etliche wöllen bekehren. Hingegen wölle der Geist ihme, Fausto, etliche Jahr zum Ziel setzen, wann solche verloffen, soll er von ihme geholt werden. Und so er solche Punkten halten würde, soll er al- les das haben, was sein Herz belüste und begehrte, und soll er alsbald spüren, dass er eines Geistes Gestalt und Weise haben würde. Doktor Faustus war in seinem Stolz und Hochmut so verwegen, ob er sich gleich ein Weil besunne, dass er doch seiner Seelen Seligkeit nicht bedenken wollte, sondern dem bösen Geist solches darschluge 2 und alle Artikel zu halten verhieße. Er meinet, der Teufel wär nit so schwarz, als man ihn malet, noch die Hell so heiß, wie man davon sagte etc. Es folgt der Wortlaut des Vertrags, den Faust mit dem Teufel abgeschlossen und mit Blut unter- schrieben hat. 1 Nachdem ich mir fürgenommen die Elementa zu spekulieren und aber aus den Gaben, so mir von oben herab bescheret und gnädig mitgeteilt worden, solche Geschicklichkeit in meinem Kopf nicht befinde und solches von den Menschen nicht erlernen mag, so hab ich gegenwärtigem gesandtem Geist, der sich Mephostophiles nennet, ein Diener des hellischen 1 Die Schreibweise der folgenden Ausschnitte ist modernisiert. 2 darschluge: vorschlug p5q68q DIE GESCHICHTE VON DOKTOR FAUST, DEM TEUFELSBÜNDLER Nur zu Prüfzwecken – Eigentum es Verlags öbv

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