Zeitbilder 8, Schulbuch
economies, slashed tariffs, and undertook other pain- ful economic reforms, yet few nations in either Latin America or Africa saw their economies take off. (Kurlantzick, Charm Offensive, 2007, S. 56–57) M5 Der indischstämmige Malaysier Chandran Nair, Leiter des „Global Institute(s) for Tomorrow“ in Hongkong über das „chinesische Modell“: Pekings größte Sorge gilt der Versorgung mit Le- bensmitteln. Ich vermute, dass die Regierung über kurz oder lang die Schaffung von agrar-wirtschaftli- chen Arbeitsplätzen forcieren wird. Ganz Asien hat da Nachholbedarf – in der Landwirtschaft, bei der Versorgung mit sauberem Wasser. Deswegen muss der Staat in Asien eine wichtige Rolle spielen. Der anglo-amerikanische Ansatz – Demokratie stärken und den Staat schwächen – ist in dem Kontext ein Schwachsinn. Um diese Grundbedürfnisse zu befrie- digen, brauchen wir einen starken Staat. Der Wes- ten hat dank seines Reichtums den Luxus, die Rolle des Staates zu beschränken. Diesen Luxus haben wir nicht. (…) (Auch) in China gibt es eine Tradition der zentralen Planung. China ist die Antithese aller west- lichen Fundamente: Freiheit des Individuums, De- mokratie, Kapitalismus. China ist anders gebaut, des- wegen lässt es sich so schwer einordnen. Und deswe- gen werfen Beobachter im Westen China vor, keine Demokratie zu sein. doch was bedeutet das schon? Überspitzt formuliert: Wenn ich wählen müsste, wäre ich lieber ein armer Chinese als ein armer Inder. („In Peking lacht man über die Amerikaner“. In: Die Presse, 25./ 26.8.2012, S. 5) M6 Der US-amerikanische Historiker Joseph S. Nye und eine Zeit lang auch Unterstaatssekretär im Department of Defense charakterisiert das Verhältnis von wirtschaft licher und militärischer Macht: Heute meinen manche, dass die Zunahme des chine- sischen Anteils an der weltweiten Produktion einen fundamentalen Wandel im Gleichgewicht der Welt- mächte bedeute, ohne dabei jedoch die militärische Macht zu berücksichtigen. Sie argumentieren, eine dominante Wirtschaftsmacht würde ohnehin schnell zur dominanten Militärmacht, und vergessen dabei, dass die Vereinigten Staaten 70 Jahre lang die größte Volkswirtschaft der Erde waren, bevor sie eine militä- rische Supermacht wurden. (…) China und die USA sind heute wirtschaftlich hochgradig interdependen- te (= voneinander abhängige) Länder, doch viele Analysten verstehen die machtpolitischen Auswir- kungen, die dies hat, falsch. Natürlich könnte China die USA in die Knie zwingen, indem es droht, seine Dollarbestände zu verkaufen. Aber dies würde nicht nur – bedingt durch die Abschwächung des Dollars – den Wert seiner Devisenreserven mindern, sondern auch die US-Nachfrage nach chinesischen Importen gefährden, was zu Arbeitslosigkeit und Instabilität in China führen würde. Anders gesagt: Die USA in die Knie zu zwingen, könnte sehr wohl bedeuten, dass China sich selbst den Boden unter den Füßen wegzieht. (…) In diesem Fall ähnelt es einem „finan- ziellen Gleichgewicht des Schreckens“ analog zur militärischen Interdependenz in der Zeit des Kalten Krieges, als die USA und die Sowjetunion beide die Fähigkeit hatten, einander in einem nuklearen Aus- tausch zu vernichten. (…) (Nye, Die Wirtschaft verdrängt das Militär. In: Phoenix., Nr. 4, 2011, S. 46-47) M7 China – Streit um Inseln: APA-Grafik, erstellt am 25.7.2012. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Arbeite anhand der Textstellen M1, M2, M6 und der Kar- te M7 Konfliktregionen heraus, in denen China, die USA, Russland (und andere Staaten) aufeinandertreffen. Analy- siere die damit in Zusammenhang stehenden Interessens- konflikte und geopolitische Folgen. 2. Fasse die Analyse des früheren deutschen Außenmini- sters H.-D. Genscher in der Textstelle M3 zusammen. Dis- kutiert die jeweiligen Einschätzungen der Bedeutung der USA, Europas und Russlands in der Weltpolitik. 3. Arbeite anhand der Textstellen M4, M5 und M6 die un- terschiedlichen Zugangsweisen chinesischer und US-ame- rikanischer Politik heraus, um wirtschaftlich und sozial er- folgreich zu sein. Fasse diese in den genannten Modellen „Beijing Consensus“ und „Washington Consensus“ zusam- men. Diskutiert darüber, inwieweit diese Modelle die jewei- ligen Erwartungen, die mit ihnen verbunden sind, erfüllen können. 99 3 USA, Russland und China – eine neue weltpolitische Konstellation? Nur zu Prüfzwecken – Ei entum des Verlags öbv
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