Zeitbilder 8, Schulbuch
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahrzehnten für eine enorme Steigerung der Produktion und Verbrei- tung von Medien gesorgt: Wir leben heute in einer In- formations- und Kommunikationsgesellschaft. Zu den Veränderungen gehört auch die Verschmelzung bisher getrennter Kommunikationstechniken. Man spricht auch von „Multimedia“ und meint damit, dass Text, gesprochene Sprache, Video, Audio, Telekommu- nikation, Computertechnik und Unterhaltungselektro- nik integriert werden. Im privaten Bereich bezeichnet man mit Multimedia eine Entwicklung, bei der das Te- lefon, der Computer und das Fernsehen miteinander verbunden werden. Dieses Zusammenwachsen ist ty- pisch für die „neuen Medien“. Ein Beispiel dafür ist das Smartphone mit seinen vielen Funktionen. Auch bisher getrennte Bereiche in der Wirtschaft wach- sen zusammen: Telefongesellschaften und Medienun- ternehmen, Computerindustrie und Unterhaltungselek- tronik. Neu ist, dass der Empfänger, der Konsument von Medien, unter Umständen auch zum Sender wird. Er kann in Game-Shows mitspielen oder bei einer Live- Übertragung eines Fußballspiels selbst bestimmen, aus welcher Kameraposition er das Geschehen auf dem Rasen verfolgen möchte. Neue Möglichkeiten eröffnen auch interaktive Angebote wie das Online-Videoportal YouTube. Dort können die Nutzerinnen und Nutzer zu- gleich auch Produzentinnen und Produzenten werden, indem sie die Auswahl von Film- und Fernsehausschnit- ten aktiv mitbestimmen oder selbstgedrehte Filme hochladen können. Internet und Soziale Netzwerke – Web 2.0 Das Internet hat die Medienwelt völlig revolutioniert. Das Wort besteht aus den Teilen „inter“ (lat. „zwi- schen“) und dem Wortteil „net“, welches für die Kurz- form von „networking“, also „vernetzen“ steht. Internet bedeutet also die Vernetzung von Computernetzen. Das Internet gehört niemandem und umfasst sehr viele un- terschiedliche Funktionen. Als „Geburtsstunde“ gilt das Jahr 1969, als in den USA vom Verteidigungsministerium das Projekt „Arpanet“ geschaffen wurde. In diesem konnten nämlich erstmals vernetzte Computer Informationen austauschen. Ziel war in erster Linie, Wissenschaft und Forschung besser verbinden zu können. 1971 wurde E-Mail eingeführt, 1993 gab man das WWW (world wide web), das von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern im CERN (Europäische Organisation für Kernforschung) in Genf entwickelt worden war, kostenlos für die Öffentlichkeit frei. Es ist das wichtigste Internet-Service. Ohne kom- plizierte Befehle kann man sich per Mausklick durch das Netz bewegen. Damit wurde der Siegeszug des Internets ausgelöst. Weitere wichtige Meilensteine be- deuteten der Start der Suchmaschine Google 1998 und die Eröffnung des Online-Lexikons Wikipedia 2001. Seit einigen Jahren erweitern eine Vielzahl von sozialen Netzwerken, auch Web 2.0 genannt, die Möglichkeiten der virtuellen Kontaktpflege. Das bekannteste ist das Unternehmen Facebook, übersetzt bedeutet der Begriff etwa „Studenten-Jahrbuch“. Es wurde 2004 als Unter- nehmen in den USA gegründet. Man versteht darun- ter eine Website zum Erstellen und Betreiben sozialer Netzwerke. Jede Nutzerin bzw. jeder Nutzer stellt sich auf einer Profilseite vor, auf der auch Fotos und Videos hochgeladen werden können. Besucherinnen und Be- sucher können Nachrichten hinterlassen oder chatten. Die Funktionen und Applikationen sind inzwischen sehr groß geworden. Facebook wird durch Werbung finanziert. Heute kann man in über 80 Sprachen kom- munizieren. Weltweit hat der Konzern schon mehr als eine Milliarde Mitglieder (2013), darunter sind sehr vie- le junge Menschen. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte hat auch „Twitter“ vorzuweisen. Man versteht darunter eine Anwendung zum Mikroblogging. Dieses soziale Netzwerk existiert seit 2006 und wurde schnell berühmt. Privatpersonen, Firmen und Institutionen können sich als Benutzer an- melden und Textnachrichten von maximal 140 Zeichen verbreiten. Diese werden allen, welche die Beiträge einer Autorin oder eines Autors abonniert haben („fol- lowers“), angezeigt. In Echtzeit können so Meinungen, Erfahrungen und Informationen ausgetauscht werden. Wie schnell sich daraus ein „globales Schneeballsys- tem“ ergibt, zeigte sich beispielsweise im Mai 2011: Als der Pakistaner Sohaib Athar in seiner Nachbarschaft Kampf-Geräusche vernahm, begann er seine Eindrücke zu twittern. Er ahnte nicht, dass er den Sturm der US- Spezialkräfte auf Osama bin Laden schilderte. Schon bald folgten 14000 Nutzerinnen und Nutzer aus aller Welt seinen Nachrichten. Chancen und Gefahren von Internet, Facebook, Twitter und Co. Die Entwicklung von Internet und sozialen Netzwerken führte zu einer Explosion der Informations-, Kommuni- kations- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Ein großer Vorteil der Internet-Nutzung besteht darin, dass der private „User“ ohne zeitliche Einschränkungen wie beispielsweise Öffnungszeiten Waren bestellen, Bank- geschäfte und Reisebuchungen vornehmen, E-Mails verschicken, über soziale Netzwerke Kontakte knüpfen kann und jederzeit Zugriff auf nahezu unbegrenzte In- formationen hat. Notebooks, Tablets und Smartphones ermöglichen diese Anwendungen praktisch überall und jederzeit. W Twitter-Logo. 2. Die Medienwelt verändert sich 144 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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