Zeitbilder 8, Schulbuch
Funktionen der Massenmedien In einer Demokratie werden den Medien drei wichtige Funktionen zugeordnet: –– Die Informationsfunktion: Medien sollen vollständig, sachlich und verständlich informieren. Ihre Nutze- rinnen und Nutzer sollen so die wirtschaftlichen, so- zialen und politischen Zusammenhänge begreifen und die demokratische Ordnung verstehen. Über die Handlungen und Absichten aller am politischen Pro- zess Beteiligten sollen Bürgerinnen und Bürger un- terrichtet werden und sich auch selbst als Wählende ein „Bild“ machen können. Die Information durch die Medien dient also der Meinungsbildung. Öffentlich- rechtliche Medien wie der ORF sind gesetzlich ver- pflichtet, mit ihrer Berichterstattung objektiv und un- parteiisch zu informieren. –– Die Kontroll- und Kritikfunktion: In einer Demokratie fällt in erster Linie der Opposition die Kontroll- und Kritikfunktion der Regierenden zu. Diese wird unter- stützt und ergänzt durch die Medien. –– Die Bildungs- und Unterhaltungsfunktion: Medien haben durch ihre Bildungs- und Unterhaltungsfunk- tion einen kulturellen Auftrag. Dieser wird jedoch, je nach Qualität der Inhalte, in unterschiedlichem Maß erfüllt. Medien als Supergeschäft Vor einigen Jahren prophezeiten Medienexpertinnen und Medienexperten: „Große Konzerne werden entwe- der Medienkonzerne oder gar keine mehr sein.“ Inzwi- schen hat sich diese Prognose erfüllt: Medienkonzerne gehören heute zu den einflussreichsten, weltweit agie- renden Globalplayers. Medien beeinflussen nicht nur politische und wirtschaftliche Prozesse, sie sind selbst zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Über alle Ländergrenzen hinweg zeigt sich in den USA, in Japan und auch in Europa ein gemeinsamer Trend: Die Medienkonzentration, d. h. der Zusammenschluss der Medien im Eigentum weniger großer Konzerne. Diese Medienmultis besitzen nicht nur Zeitungen und Zeit- schriften, Radio und TV-Stationen, sondern auch Satel- liten. Sie sind teilweise Netzbetreiber und produzieren Software, Computerspiele oder Spielfilme. Sie erzielen gewaltige Umsätze, was ihnen zu wirtschaftlicher und politischer Macht verhilft. Einzelpersonen, wie der ehe- malige italienische Ministerpräsident Berlusconi oder der australische Medienmulti Rupert Murdoch besitzen solche Multikonzerne. Damit gelangt sehr viel Macht in die Hand eines Einzelnen, die nur noch schwer kontrol- lierbar ist. Das gesamte Umsatzvolumen der 50 weltweit größten Medienkonzerne betrug 2011 etwa 400 Milliarden Euro, gegenüber 1997 bedeutet dies eine Steigerung von fast 150%. Das wichtigste Unternehmen im Jahr 2011 war die ComCast, ein Medienkonzern, in dem der größte Kabelnetzbetreiber, der zweitgrößte Internetdienstan- bieter und die drittgrößte Telefongesellschaft der USA zusammengeschlossen sind. ComCast erzielte einen Jahres-Umsatz von fast 42 Milliarden Euro (2011). An zweiter Stelle steht „The Disney Company“ mit fast 29 Milliarden Euro. International bekannt wurde das Un- ternehmen schon vor Jahrzehnten mit der Produktion von Zeichentrickfilmen und Unterhaltungsfilmen. In jüngster Zeit war das Unternehmen mit den „Fluch-der- Karibik-Filmen“ sehr erfolgreich. Zum Disney-Konzern gehören neben den Filmstudios noch das „ABC Net- work“ mit einem der größten Fernsehsender der USA, verschiedene Kabelsender, z. B. Disney Channel, Radio- und TV-Vertriebe, Beteiligungen an Fernsehstationen in aller Welt und die „Walt-Disney-Parks und Resorts“. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Diskutiert in der Klasse über die „Macht der Medien“. Erörtert dabei auch folgende Fragen: – Welche drei wichtigen Funktionen sollten Medien erfüllen? – Warum und wodurch wird die Pressefreiheit immer wie- der eingeschränkt? – Welche Gefahren ergeben sich, wenn einzelne Personen Medienkonzerne beherrschen? W Die Veröffentlichung von Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed in der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ 2005 rief in der islamischen Welt heftige Reaktionen hervor. Hintergrund ist das Verbot von bildlichen Darstellungen vom Gesicht des Propheten Moham- med, welches unterschiedlich streng ausgelegt wird bzw. nicht unum- stritten ist. In weiterer Folge kam es zu Demonstrationen, in mehreren Ländern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Todesopfern sowie weltweit zu Diskussionen über Religions-, Presse-, Kunst-, u. Meinungs- freiheit. Im Bild Mohammed-Karikaturen in diversen österreichischen Tageszeitungen wie z. B. „Der Standard“, „Die Presse“ und „Die Kleine Zeitung“ (3. 2. 2006). 143 4 Die Medien Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv
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