Zeitbilder 8, Schulbuch

Hier war es zu schweren Auseinandersetzungen zwi- schen christlichen und muslimischen Gruppen gekom- men. Solche Konflikte brachen auch in den Jahren da- nach wieder auf. Die Molukken waren, wie auch ande- re Gebiete Indonesiens, von den Umsiedlungsaktionen während der Diktatur Suhartos besonders betroffen. Als Folge davon sind die christlichen und muslimischen Gruppen hier nunmehr etwa gleich stark vertreten. Bei den Unruhen sind seit dem Beginn des 21. Jh. mehrere Tausend Menschen ums Leben gekommen und Hun- derttausende wurden vertrieben. Unabhängigkeitsbe- strebungen wurden von der Zentralregierung militä- risch unterdrückt. Eine dritte Konfliktregion bilden die beiden ostindone- sischen Provinzen Papua und Westpapua. Sie gehören seit dem Abzug der Niederländer im Jahr 1969 zu Indo- nesien. Die Zentralregierung in Djarkarta betreibt eine gezielte Politik der Zuwanderung von anderen Inseln Indonesiens. Diese Einwanderer/innen machen mittler- weile nahezu die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie beset- zen die wichtigen Ämter in Verwaltung, Militär und Poli- zei und sind überwiegend muslimisch. Die bisher mehr- heitlich christlichen Einwohner/innen Papuas geraten auf diese Weise zunehmend ins Hintertreffen. Dadurch verstärken sich aber die Spannungen und Konflikte. Sie führen nicht zuletzt dazu, dass Unabhängigkeitsbewe- gungen entstehen, die einen eigenen Staat unabhängig von Indonesien anstreben. Die indonesische Regierung ist aber sehr daran interessiert, dass diese regionalen Konflikte möglichst nicht an die Weltöffentlichkeit ge- langen – so wie jener seinerzeit in Ost-Timor. Timor-Leste/Ost-Timor – ein neuer Staat Der Ostteil der Insel Timor sollte, wie die anderen Ko- lonien Portugals auch, Mitte der 1970er-Jahre seine Unabhängigkeit erhalten. Er wurde jedoch 1975 – mit Duldung der USA und Australiens – von Indonesien mi- litärisch besetzt und 1976 als 27. Provinz zum offiziellen Staatsgebiet Indonesiens erklärt. In den folgenden Jah- ren regierte in Ost-Timor faktisch das Militär, das alle Unabhängigkeitsbestrebungen brutal unterdrückte. Ca. 150 000 bis 200 000 der 800 000 Bewohner/innen Ost-Timors wurden dabei umgebracht oder starben an den Folgen des sozialen Elends. Erst in den 1990er-Jah- ren reagierte die Weltöffentlichkeit. Der immer stärker werdende internationale Druck – 1996 erhielten zu- dem der Unabhängigkeits- kämpfer Ramos Horta und Bischof Ximenes Belo als Sprecher der Bevölkerung Ost-Timors den Friedensno- belpreis – und die Vermitt- lung der UNO bewirkten, dass im August 2000 ein Referendum abgehalten wurde. Diese Abstimmung brachte eine klare Mehr- heit für die Unabhängigkeit Ost-Timors. Sie wurde am 20. Mai 2002 vollzogen. Ein Friedenskontingent der UNO hielt aber noch die öffent- liche Sicherheit aufrecht. Erst 2012 verließen die 1 200 UN-Polizisten endgültig das Land. Drei Themen beherrschen u. a. die Lage des jungen Staates Timor-Leste in der Gegenwart: –– Erstens geht es um die Festlegung der Seegrenze zu Australien. Diese Grenze ist wegen der Erdöl- und Erdgasvorkommen in der Timorsee heftig umstritten. Während Timor-Leste einen Grenzverlauf in der Mitte der Timorsee fordert, verlangt Australien eine Grenze entlang der australischen Kontinentalplatte unter der Meeresoberfläche. –– Zweitens werden die hohen Einkommen aus den Erd- öl- und Erdgasvorkommen sowie aus dem Kaffeeex- port in den Ausbau der Infrastruktur (Straßen, Hafen- anlagen, Flugplätze, Tourismuseinrichtungen) inves- tiert, aber kaum in die Bekämpfung der drückenden Armut und den Aufbau eines Gesundheitswesens. –– Drittens sind viele Eigentumsverhältnisse rechtlich ungeklärt. Der Staat beansprucht per Gesetz aus dem Jahr 2003 jenes Land, das früher von den Portugiesen und Indonesiern kontrolliert wurde. Praktisch wird dieses Land aber von der einheimischen (klein-)bäu- erlichen Bevölkerung vorwiegend mit Kaffeeanbau bewirtschaftet und als ihr Eigentum angesehen. Ge- plante Verstaatlichungen des Bodens und Vergaben von Konzessionen an ausländische Investoren führen zu politischen Protesten. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die politische und wirtschaftliche Entwicklung Indonesiens zusammen. Erläutere, mit welchen Schwierig- keiten die junge Demokratie konfrontiert wurde. 2. Informiere dich in den Medien über die derzeitige Lage der regionalen Konflikte in Indonesien und berichte dar- über in der Klasse. Ziehe dazu auch die Karte heran und identifiziere dort die entsprechenden Konfliktregionen. 3. Analysiere die Gründe für die Entstehung des neuen Staates Timor-Leste. Jakarta Palem- bang Medan Bandung 0 500 km Semarang Surabaya Makassar Banda Aceh Provinz Aceh Borneo Sulawesi Neuguinea Sumatra Äquator Java I N D I S C H E R O Z E A N PA Z I F I S C H E R O Z E A N MALAYSIA PHILIPPINEN WEST-PAPUA MALAYSIA SINGAPUR TIMOR-LESTE BRUNE I PAPUA- NEUGUINEA I N D O N E S I E N M O L U K K E N Provinz Papua Provinz West-Papua  Südostasien. 113 3 Weltpolitik der Gegenwart Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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