Zeitbilder 8, Schulbuch
Der 11. September 2001 und seine Folgen Aufgrund der Verbindungen des Taliban-Regimes zur Al Qaida wurde Afghanistan nach dem 11. September 2001 zum Ziel einer internationalen Militäraktion v. a. der NATO-Staaten unter Führung der USA. Die USA und Großbritannien machten aber klar, dass neben den unmittelbar Verantwortlichen auch diejenigen angegrif- fen würden, die den Terroristen Unterschlupf gewähr- ten. Das Taliban-Regime verurteilte zwar die Anschläge vom 11. September und eine Versammlung islamischer Gelehrter forderte Bin Laden auf, das Land freiwillig zu verlassen. Eine Auslieferung blieb jedoch aus. Daher eröffneten die USA und Großbritannien im Ok- tober 2001 den Krieg mit Luftangriffen. Dabei wurden auch Militärbasen in Pakistan und Usbekistan benutzt. Auch die Nord-Allianz griff als – allerdings unbere- chenbarer – Verbündeter in den Krieg ein. Der Krieg, in den schließlich auch US-Bodentruppen eingriffen, endete im Dezember 2001 mit dem Sturz des Taliban-Regimes. Viele Mitglieder der Al Qaida fan- den den Tod oder flüchteten in die Gebirgsgegenden Afghanistans und Pakistans. Die Gefangenen wurden von den USA auf ihre Militärbasis Guantanamo auf Kuba gebracht. Osama Bin Laden blieb lange Zeit un- entdeckt. Er wurde 2011 in einer Kommandoaktion der USA in Pakistan aufgespürt und getötet. Schwieriger Neubeginn Der UN-Sicherheitsrat beschloss in einer Resolution die Errichtung einer multilateralen Friedenstruppe für Afghanistan und forderte die Einberufung einer inter- nationalen Konferenz zur politischen Neuordnung des Landes. Unter amerikanischer Einflussnahme wurde eine provisorische Regierung mit Hamid Karzai an der Spitze gebildet. In ihr waren alle ethnischen Gruppen vertreten. Die politische und militärische Kontrolle des Landes seitens der Regierung blieb zunächst sehr schwach. Sie wurde zwar von der UNO und den US-Truppen, die außerhalb des UN-Befehls operierten, unterstützt, ver- fügte aber über keine eigenen Sicherheitskräfte. Hin- zu kamen konkurrierende Ansprüche der Anführer der verschiedenen Stammesverbände sowie immer wieder Anschläge, die von den Anhängern des gestürzten Ta- liban-Regimes und der Al Qaida verübt wurden. Viele Bauern benutzten den Kollaps der Taliban, um in den südlichen Provinzen den Opiumanbau wieder in gro- ßem Maßstab aufzunehmen. Neue Chancen? Im Februar 2002 garantierte die Regierung die Presse- freiheit. Die Schulen und Universitäten wurden wieder für alle Bevölkerungsgruppen geöffnet. Erstmals nach sechs Jahren gingen auch wieder Mädchen zur Schule. 2002 besuchten bereits etwa 3 Mio. Kinder die Schule, davon 30 Prozent Mädchen. Eine neue nationale Armee wurde aufgestellt und mit der Demobilisierung der be- waffneten Gruppen begonnen. Mit Pakistan und dem Iran wurden Abkommen über die Rückführung der Flüchtlinge abgeschlossen. Seit 2002 begann das Rückführungsprogramm der UNO, das trotz schwieriger Rahmenbedingungen zur Rückkehr von mehr als 3 Mio. Flüchtlingen führte. Im Juni 2002 trat die zuvor gewählte Loja Dschirga, die traditionelle Versammlung der verschiedenen Stam- mesverbände des Landes, zusammen. Nachdem der ehemalige König auf eine Kandidatur zum Staatsoberhaupt verzichtet hatte, wurde Hamid Karzai 2004 zum neuen Präsidenten gewählt. 2005 wurden von der UNO überwachte, reguläre Parlamentswahlen durchgeführt. Der erfolgreiche Verlauf dieser Wahlen bestärkte zunächst den Optimismus hinsichtlich einer zukünftigen demokratischen und friedlichen Entwick- lung des Landes. Dies bestätigte sich jedoch nicht. So versuchte z. B. Präsident Karzai sich mit allen Mitteln selbst an der Macht zu halten und jede demokratische Opposition gegen ihn zu behindern. Seine Wiederwahl 2009 war höchst umstritten und er brüskierte damit auch die verbündeten Staaten des Westens. Die wieder erstarkten Taliban und Al Qaida-Kämpfer destabilisie- ren das Land v. a. in den städtischen Zentren durch zahl- reiche Terrorakte und Selbstmordanschläge. Sie stürzen damit die Bevölkerung ins Elend und gefährden die zahlreichen internationalen Hilfsprogramme. Dies alles führte dazu, dass US-Präsident Obama 2009 die US- Truppen beträchtlich aufstockte. Doch rasant steigende Kosten des Krieges, seine wachsende Ablehnung in der amerikanischen Öffentlichkeit und Bedenken der mili- tärischen Führung veranlassten Obama schließlich 2011 den schrittweisen Rückzug der USA aus Afghanistan bis 2014 anzukündigen. Er ist damit bereit aus Afgha- nistan vollständig abzuziehen, ohne das immer erklärte amerikanische Ziel, dort eine Demokratie zu errichten, erreicht zu haben (Stand 2013). Fragen und Arbeitsaufträge 1. Verfolgt die aktuellen Medienberichte über die politi- sche Situation in Afghanistan und berichtet darüber in der Klasse. W Dieses Foto, veröffentlicht am 18. Jänner 2002 vom amerikanischen Verteidigungsministerium, zeigt Gefangene Al-Qaida- und Taliban-Kämp- fer in oranger Gefängniskleidung in Guantanamo auf Kuba. 111 3 Weltpolitik der Gegenwart Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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