Zeitbilder 8, Schulbuch

die israelische Besetzung. Steine werfende Kinder und Jugendliche, Streiks und Steuerverweigerung wurden von Israel mit dem Einsatz der Armee beantwortet. Nach dem Zweiten Golfkrieg (vgl. S. 103) unternahmen die USA verstärkte Anstrengungen für das Zustande- kommen einer Nahost-Friedenskonferenz. Das Ende des Kalten Krieges eröffnete auch hier neue Möglichkeiten. Die USA hatten bis dahin immer ihre schützende Hand über Israel gehalten und alle Beschlüsse der UNO gegen Israel durch ihr Veto zu Fall gebracht. Doch 1991 unter- stützten sie erstmals die arabische Forderung „Land für Frieden“ und die UNO-Resolutionen, in denen Israel zur Rückgabe besetzter Gebiete aufgefordert wurde. Nach Geheimverhandlungen unter norwegischer Ver- mittlung unterzeichneten der israelische Ministerpräsi- dent Yitzhak Rabin und PLO-Chef Jasir Arafat 1994 in Kairo das „Gaza-Jericho-Abkommen“. Dieses sah eine Autonomie der etwa 800000 Palästinenser/innen im Gaza-Streifen und in Gebieten des Westjordanlandes vor. Wenige Tage später zog die israelische Armee aus diesen Gebieten ab. Ihren Platz nahm als Zeichen der Selbstverwaltung eine palästinensische Polizei ein. Obwohl sich auch Jordanien 1994 mit Israel aussöhn- te, war der Friede keineswegs gesichert. Immer wieder versuchten radikale Israelis und Palästinenser (Hamas, Jihad Islami), den Friedensprozess durch Terroranschlä- ge zu zerstören. Die Ermordung Yitzhak Rabins durch einen rechtsradikalen jüdischen Siedler im Jahr 1995 erschütterte den Nahen Osten. Schließlich löste der pro- vozierende Besuch des späteren israelischen Minister- präsidenten Sharon auf dem Tempelberg in Jerusalem im Jahr 2000 die zweite Intifada aus. In den Jahren 2001 bis 2003 häuften sich die Selbstmordattentate von Paläs- tinensern gegen israelische Zivilisten. Nach mehreren Vergeltungsschlägen rückte schließlich die israelische Armee in die autonomen Palästinensergebiete ein. Dort ging sie mit äußerster Gewalt vor. In vielen Städten wur- den Zerstörungen angerichtet und die palästinensische Infrastruktur zum größten Teil vernichtet. Vermittlungs- versuche durch die EU, die UNO und die USA wurden von Israel zunächst abgelehnt. Darüber hinaus verstärk- te Israel seine Politik der „gezielten Tötung“ mutmaßli- cher Terroristen. Die „Road Map“ – ein neuer Anlauf Eine Hoffnung für den Frieden im Nahen Osten stellte die „Road Map“ (2003) dar. Sie wurde von führenden Vertretern der Vereinten Nationen, der EU, der USA und Russlands ausgearbeitet. Nach der Durchführung von Wahlen sollte im Jahr 2005 ein palästinensischer Staat mit provisorischen Grenzen und eingeschränkter Bewaffnung entstehen. Der Zeitplan wurde jedoch nicht eingehalten. Beide Sei- ten behinderten den Friedensprozess: Israel setzte seine bisherige Politik fast unverändert fort. Palästinenser ver- übten weiterhin Anschläge. Um sich dagegen zu schüt- zen, begann Israel seine Grenzen durch eine mehrere Meter hohe Mauer („Wall“) zu sichern. Im Jahr 2004 starb Arafat. Als sein Nachfolger wurde Mahmud Abbas gewählt, der bereits im Jahr 2005 mit Sharon zusammen- traf. Sie vereinbarten einen sofortigen Waffenstillstand mit Israel, die Freilassung von inhaftierten Palästinen- sern und den Rückzug der israelischen Armee. Die eben- falls vereinbarte Räumung der israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen wurde noch 2005 verwirklicht. Dies galt als Neuanfang zur Umsetzung der Road Map und als Ende der zweiten Intifada. Durch demokratische Wahlen der Palästinenser (2006) erlangte die radikal-islamische Organisation Hamas die absolute Mehrheit. Seither re- giert die Hamas im Gazastreifen, die traditionelle PLO im Westjordanland. Vom Gaza-Streifen aus werden im- mer wieder Raketenüberfälle auf Israel verübt. Im Ge- genzug zerstört Israel durch Luftangriffe Einrichtungen der Hamas und vielfach auch die zivile Infrastruktur. Im Jahr 2014 eskalierte nach Provokationen der Palästinen- ser der Konflikt neuerlich mit Luftangriffen und einem Einmarsch der israelischen Armee in Gaza. Zahlreiche zivile Opfer und verheerende Zerstörungen in Gaza wa- ren die Folge. Nach wie vor ist es nicht gelungen, eine Frieden schaffende Verhandlungslösung zu erzielen, an deren Ende zwei gleichberechtigte Staaten stehen. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe die Karte oben mit Hilfe der Legende sehr genau. Erläutere die wesentlichen Konflikte in Israel. 2. Diskutiert auf Grundlage des Abschnittes „Land für Frie- den?“ notwendige Bedingungen für einen Friedensschluss zwischen Israelis und Palästinensern. Denkt dabei z. B. an den israelischen Siedlungsbau, die Anerkennung der Exi- stenz Israels, Terrorismus. W  Israel 2011. 101 3 Weltpolitik der Gegenwart Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=