Zeitbilder 7/8, Schulbuch

nen von Menschen (Jüdinnen und Juden, Kriegsgefangene, Kommunistinnen und Kommunisten, Partisanen) wurden in Osteuropa ermordet. Weitere Millionen von Jüdinnen und Juden aus Deutschland und dem besetzten Europa wurden von der SS in den Konzentrations- und Vernichtungslagern in Polen umgebracht. • Es gab vielerlei Formen von Widerstand gegen das Nazi-Re- gime. Er kam von politischen Gegnern (Parteifunktionären), kirchlichen oder weltanschaulich oppositionellen Gruppen, Einzelpersonen (mit unterschiedlichen Motiven) und aus den Reihen des Militärs (z. B. der Umsturzversuch am 20. Juli 1944). Die Nationalsozialisten versuchten, mit ihrem Terrorsystem jeden kleinsten Widerstand mit Gewalt zu ersti- cken. Er reichte von der Anwendung körperlicher Gewalt (z. B. Folter) und Gefängnisstrafe bis zum „Schutzhaftbefehl“ und damit zur Einweisung in ein Konzentrationslager. Grundbegriffe Euthanasie (griech.: schöner o. leich- ter Tod): andere Bezeichnung für Sterbe- hilfe; man bezeichnet heute damit eine bewusst von einer Person erbetene Hilfe zur Herbeiführung des eigenen Todes. Im Nationalsozialismus verstand man darunter die im Sinne der „Rassenhygi- ene“ geplante systematische Ermordung von mindestens 70000 Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistiger Behinderung, darunter ca. 5000 (Klein-) Kinder ab 1939 (= Aktion T4). Konzentrationslager (KZ)  In diese ab 1933 von den Nationalsozialisten zusätzlich zu den Gefängnissen errichte- ten Lager wurden v.a. all jene Personen gebracht, die ohne gerichtliches Verfah- ren in „Schutzhaft“ genommen wurden. Darunter waren vermeintliche und wirkli- che politische Gegnerinnen und Gegner, Homosexuelle, Wehrdienstverweigerer (z. B. die Zeugen Jehovas), unangepasste Jugendliche, (auch) kriminelle Straftä- terinnen und Straftäter, Roma und Sinti und vor allem Jüdinnen und Juden, spä- ter auch noch Kriegsgefangene. Ab 1934 wurden die KZ der SS unterstellt. Es gab bis 1945 22 Hauptlager und mehr als 1200 Nebenlager, in denen Hunderttau- sende Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten bzw. ihr Le- ben verloren. Außerdem gab es auf dem Gebiet des besetzten Polen 7 Vernich- tungslager, in denen ab 1942 Hundert- tausende Roma und Sinti sowie mehrere Millionen Jüdinnen und Juden planmäßig industriell vernichtet wurden. Das größte dieser Vernichtungslager war Auschwitz- Birkenau. „Mein Kampf“  Hitlers grundlegendes Werk, dessen ersten Band er 1924 wäh- rend seiner Haft in Landsberg schrieb. Der 2. Band wurde 1926 veröffentlicht. Ab 1930 erschienen beide Teile gemeinsam in ständig neuen Auflagen, immer wieder inhaltlich und stilistisch korrigiert und in 16 Sprachen übersetzt (Gesamtauflage: ca. 10 Millionen). Inhaltliche Schwer- punkte sind die antisemitischen Ausfüh- rungen, der Antiparlamentarismus, der Antimarxismus und -bolschewismus so- wie Hitlers Vorstellungen vom Kampf um den „Lebensraum im Osten“. Nationalsozialismus  Die 1903 im damals österreichischen Sudetenland gegründete „Deutsche Arbeiterpartei“ verwendet erstmals diesen Begriff und übernimmt ihn 1918 auch in ihren neuen Namen „Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei“ (DNSAP). Aber auch die 1919 gegründete Deutsche Arbeiterpartei (DAP) ändert 1920 ihren Namen um in „Nationalsozialistische Deutsche Arbei- terpartei“ (NSDAP). Dieser Name sollte als Programm stehen für einen „nationa- len Sozialismus“ im Gegensatz zur „Sozi- aldemokratie“ und zum „internationalen Sozialismus“. Tatsächliche Merkmale der national- sozialistischen Weltanschauung waren eine sozialdarwinistische Rassentheorie („Herrenmenschen“, „Untermenschen“, „Parasiten“); eine imperialistische Au- ßenpolitik („Kampf um den Lebensraum im Osten“) durch Aufrüstung (Militari- sierung); ein antidemokratisches Füh- rerprinzip (statt Parlamentarismus und Parteienstaat); eine gleichgeschaltete „Volksgemeinschaft“, die die Verantwor- tung für alles Negative auf „Sündenbö- cke“ abschiebt (politische Gegnerinnen und Gegner, Jüdinnen und Juden etc.) sowie der totale Einsatz von Propaganda (Massenveranstaltungen, Volksempfän- ger etc.) und Machtmitteln (zB. Staatster- ror) zur Aufrechterhaltung der Macht. Revisionismus (von lat. revidere: wieder hinsehen): Allgemein bezeichnet man damit den Versuch, ein anerkanntes historisch-politisches Ereignis / eine wis- senschaftliche Erkenntnis neuerlich zu überprüfen und unter Umständen neu zu bewerten. Die (Geschichts-)revisionisten im Zusammenhang mit dem National- sozialismus und dem Zweiten Weltkrieg bestreiten nicht nur die Verbrechen der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg, sondern sie leugnen vor allem auch die Planung, Durchführung und das Ausmaß des Holocaust (= Shoa). Beides zusam- men bildet u.a. eine wesentliche geistige Grundlage des neuen Rechtsextremis- mus. Sozialdarwinismus  Damit wird eine in der 2. Hälfte des 19. Jh. entstandene pseudowissenschaftliche philosophische Strömung bezeichnet, welche die Evoluti- onstheorie von Charles Darwin betreffend natürlicher Auslese in der Pflanzen- und Tierwelt auch auf die menschlichen Ge- sellschaften anwendet: Demnach würden sich im „Kampf ums Dasein“ die Stärks- ten d.h. die höchstentwickelten Nationen und „Rassen“ gegenüber den schwäche- ren, unterentwickelten durchsetzen. Der Sozialdarwinismus war ideologischer Wegbereiter für die nationalsozialistische „Rassenlehre“ mit ihren Forderungen nach „Erbgesundheit“ und „Rassenhygi- ene“. In weiterer Folge war sie Rechtfer- tigung für den Imperialismus und Milita- rismus („Lebensraum im Osten“), für die NS-Euthanasie, für die Zwangssterilisati- onen, für den Genozid / Völkermord an der jüdischen Bevölkerung in Europa. Volksempfänger  Radiogerät, das es auf Grund seines geringen Preises im Jahr 1941 in 2 / 3 der deutschen Haushal- te gab. Mit dem Gerät konnten die Nati- onalsozialisten ihre Propaganda bestens verbreiten. Allerdings war es – mit einigen „Verbesserungen“ – auch möglich, mit einem solchen Gerät „Feindsender“ zu hören, was mit schweren Strafen (bis zur Todesstrafe) bedroht war. 97 3 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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