Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Der Aufstieg der Nationalsozialisten und ihr Herrschaftssystem • 1921 wurde der gebürtige Österreicher Adolf Hitler mit diktatorischen Vollmachten ausgestatteter Vorsitzender der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS) waren ihre para- militärischen Verbände. Ein Putschversuch der Nationalso- zialisten 1923 in München scheiterte kläglich. In der darauf folgenden Haft begann Hitler mit dem Verfassen von „Mein Kampf“, in dem er die Ideologie und die Ziele seiner Partei ausführlich beschrieb. • Am 30. Jänner 1933 erfolgte Hitlers Ernennung zum Reichs- kanzler. Innerhalb eines halben Jahres schalteten die Natio- nalsozialisten jede Opposition im Deutschen Reich aus: Nach dem Reichstagsbrand kam es zur Verfolgung und Ausschal- tung kommunistischer Reichstagsabgeordneter, danach zur Abschaffung der bürgerlichen Freiheiten; es folgte die Aus- schaltung des Parlaments („Ermächtigungsgesetz“) und die Selbstauflösung bzw. das Verbot aller Parteien mit Ausnahme der NSDAP. Im Juni 1934 entledigte sich Hitler durch die Er- mordung der gesamten SA-Spitze auch jeder innerparteilichen Opposition. Mit dem Tod des Reichspräsidenten Hindenburg (August 1934) übernahm Hitler als „Führer und Reichskanz- ler“ auch offiziell die unumschränkte Macht im Staat. • Die Herrschaft der Nationalsozialisten war auf die totale Beherrschung der Menschen ausgerichtet. Als Mitglied der „Volksgemeinschaft“ sollte man von Kindheit an in das System und seine verschiedenen Organisationen (HJ, BdM, Reichsarbeitsdienst, Wehrmacht etc.) eingebunden sein. Frauen sollten ihre Rolle als Hausfrau und Mutter („Mutter- kreuz“) wahrnehmen und wurden aus dem Berufsleben ge- drängt. Es kam neben der „Gleichschaltung“ der Menschen zur „Gleichschaltung“ in der Kultur. Moderne Strömungen in allen Bereichen der Kunst wurden als „entartet“ verboten, die Werke jüdischer Wissenschafter/innen und Schriftsteller/ innen öffentlich verbrannt. • „Arbeit und Brot“ verhieß die Propaganda der National­ sozialisten. Zur Arbeitsbeschaffung für öffentliche Großauf- träge wurden von Anfang an hohe Schulden gemacht (deficit spending), ab 1935 stiegen die Ausgaben für die Aufrüstung und die Staatsschulden ungeheuer an; 1938 hatte der Staat keine Gold- und Devisenreserven mehr. Vorstufen des Zweiten Weltkrieges • In den 1920er-Jahren gewannen in Japan das Militär und ex- trem nationalistische Parteien großen Einfluss auf die Politik. Ihr Ziel war eine Expansion auf dem asiatischen Kontinent. • Im Jahr 1931 besetzten die Japaner die Mandschurei und proklamierten dort das Kaiserreich „Mandschukuo“. • 1937 begann Japan den Krieg gegen China und eroberte in kurzer Zeit die chinesische Küste. Nach der Eroberung Indo- chinas (Vietnam) im Jahr 1940/41 zerstörten die Japaner im Dezember 1941 die US-amerikanische Kriegsflotte in Pearl Harbour. Es hatte den Eintritt beider Staaten in den Weltkrieg zur Folge. • Auch Italien unter Mussolinis Herrschaft betrieb Eroberungs- politik: Es besetzte die nordafrikanische Küste und errichtete die Kolonie Libyen (1934). • 1935/36 wurde Abessinien von Italien erobert und annek- tiert. Nach der Verurteilung und Verhängung wirtschaftlicher Sanktionen durch den Völkerbund näherte sich Italien Hitler- Deutschland an (Achse Berlin–Rom). 1939 wurde auch Alba- nien annektiert. • Das erste außenpolitische Ziel Hitler-Deutschlands war die Zurücknahme des Versailler Vertrages von 1919. Als die deutschen Forderungen nach militärischer Gleichberechti- gung nicht erfüllt wurden, trat es aus dem Völkerbund aus (1933). Als Deutschland die Allgemeine Wehrpflicht wieder einführte (1935) und das entmilitarisierte Rheinland be­ setzte (1936), reagierten die Westmächte nur zurückhaltend. Diese „Appeasement-Politik“ behielten sie auch bei, als Deutschland Österreich (März 1938) sowie das Sudetenland (Oktober 1938) annektierte und die „Rest-Tschechoslowakei“ (März 1939) besetzte. • Trotz des Antikomintern-Paktes mit Japan und Italien schlos- sen Deutschland und die Sowjetunion im August 1939 einen Nichtangriffspakt ab. Der Zweite Weltkrieg (1939–1945) • Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen (Septem- ber 1939) begann der 2. Weltkrieg, da nun Frankreich und Großbritannien ihre „Appeasement-Politik“ aufgaben und Deutschland den Krieg erklärten. • Den deutschen Truppen gelang es in „Blitzkriegen“, Polen, im Frühjahr 1940 Dänemark, Norwegen und Frankreich zu besetzen. Der (Luft-)Krieg gegen England scheiterte. Im Früh- jahr 1941 besetzten deutsche Truppen Jugoslawien und Grie- chenland und begannen den Krieg gegen die Sowjetunion. • Der rasche Vorstoß kam auf der Linie Leningrad – Moskau und später Stalingrad durch die Rote Armee zum Stehen. Nach der Niederlage der Deutschen in Stalingrad (Februar 1943) kam es zur Kriegswende: Die deutschen Truppen be- fanden sich von dort weg auf dem Rückzug. • Nach Niederlagen der Deutschen in Afrika landeten die Al- liierten im Herbst 1943 in Süditalien, im Juni 1944 an der französischen Küste. Gleichzeitig führten sie einen Luftkrieg gegen Deutschland. • Die Nationalsozialisten wollten mit einem „totalen Krieg“ die Niederlage abwenden: Millionen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen mussten wie die Frauen für die Rüstung und Versorgung der deutschen Armeen arbeiten. 16- bis 60-Jährige Männer wurden zum „Volkssturm“ einberufen. • Am 8./9. Mai 1945 endete der Krieg in Europa mit der to- talen Kapitulation Deutschlands. Der Krieg in Ostasien, bei dem die Japaner seit 1942 von den USA immer weiter aus dem Pazifik zurückgedrängt wurden, endete nach dem Atom- bombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki am 9. August 1945 mit der totalen Kapitulation Japans. • Der Krieg forderte etwa 55 Millionen Tote (davon die Hälfte Zivilistinnen und Zivilisten) und richtete größten materiellen Schaden an (vor allem durch die Luftbombardements). • Gleichzeitig mit den Kriegsereignissen betrieben die Natio- nalsozialisten eine unvorstellbare Vernichtungspolitik: Millio- Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 96 Basiswissen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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