Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Der Luftkrieg gegen Deutschland Im Jahre 1942 begannen die Briten und Amerikaner ei- nen erbarmungslosen Luftkrieg gegen deutsche Städte. Während die US-Luftwaffe ihre Angriffe vor allem auf Verkehrs- und Industrieanlagen richtete, bombardierte die Royal Air Force nicht nur einzelne Ziele, sondern systematisch große Flächen („Bombenteppiche“). Da- mit sollte einerseits die Rüstungsindustrie zerstört und andererseits auch die Zivilbevölkerung demoralisiert werden. Viele deutsche Städte wurden zerstört, und die Zivilbe- völkerung hatte viele Tausende Tote und Verwundete zu beklagen. Die von den Alliierten geplante Wirkung blieb aber aus. Die Rüstungsindustrie brach nicht zu- sammen, die Leiden der Zivilisten bewirkten zu wenig Widerstand gegen Hitler. Die Kriegsziele der Alliierten Der britische Premier Churchill und der amerikani- sche Präsident Roosevelt formulierten im August 1941 in der „Atlantikcharta“ ihre Kriegsziele: Sie wollten keinerlei territoriale Veränderungen nach dem Krieg, sondern strebten vor allem eine Beendigung der Nazi- herrschaft und danach einen dauerhaften Frieden durch Abrüstung an. Auf den Konferenzen von Moskau, Tehe- ran (beide 1943) und Jalta (1945) trafen Roosevelt und Churchill mit dem sowjetischen Führer Stalin zusam- men. Die Sowjetunion erwartete die Garantie der Gren- zen vom 22. Juni 1941, d. h. auch die Anerkennung aller ihrer bis dahin erzielten Gebietseroberungen. Um Po- len zu entschädigen, sollte die deutsch-polnische Gren- ze an der Linie Oder-Neiße verlaufen und Ostpreußen zwischen Polen und der Sowjetunion geteilt werden. Im Jänner 1943 vereinbarten Roosevelt und Churchill in Casablanca, den Krieg nur mit einer bedingungslosen Kapitulation Deutschlands zu beenden. Der „totale Krieg“ der Nationalsozialisten Als Antwort auf die alliierte Forderung nach bedingungsloser Kapitulation und nach dem Schock von Stalingrad erklärte Propagandaminister Goebbels im Februar 1943 unter dem Jubel Tausender national- sozialistischer Funktionäre den totalen Krieg (vgl. S. 72 f.). Das Arbeits- und Privatleben der Menschen wur- de noch weiter eingeschränkt; mit Einschüchterungen, „Schutzhaftbefehlen“ und strengen Gerichtsurteilen sollte jeder aufkeimende Widerstand gegen das Regime gebrochen werden. Immer mehr Frauen, aber auch Mil- lionen von so genannten Fremdarbeitern (= Zivilperso- nen, die aus den besetzten Gebieten nach Deutschland verschleppt wurden) und Kriegsgefangenen sowie KZ- Häftlinge wurden in der Rüstungsindustrie und in der Landwirtschaft eingesetzt. Das Ende des Krieges in Europa Im Juni 1944 gelang den Alliierten die Landung an der französischen Küste (= D-Day). Somit rückten sie nun von drei Seiten gegen „Großdeutschland“ vor. Als sie dessen Grenzen überschritten, mobilisierten die Natio- nalsozialisten die letzten Reserven. Im September 1944 wurde der „Volkssturm“ (alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren), ab Februar 1945 auch Frauen zu Hilfs- diensten für dieses letzte Aufgebot einberufen. Doch die Überlegenheit der Alliierten an Rohstoffen, Bewaff- nung und Menschen war erdrückend. Trotzdem war Hitler nicht bereit, den Kampf aufzugeben. Er versuchte noch eine Wendung des Krieges durch den Einsatz von „Wunderwaffen“ herbeizureden. Tatsächlich erfanden deutsche Techniker die V(ergeltungswaffe) 1 und 2. Das waren unbemannte mit Sprengköpfen versehene Flug- körper, die aber wegen ihrer geringen Treffsicherheit keine Rolle spielten. Im März 1945 befahl Hitler, alle militärischen, Ver- kehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungs- anlagen zu zerstören. Auf den Protest seines eigenen Rüstungsministers, Albert Speer, antwortete Hitler, der sich selbst als „Retter des deutschen Volkes“ sah: Q Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu sei- nem primitiven Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil ist es besser, selbst die- se Dinge zu zerstören. Denn das Volk hat sich als das Schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ost- volk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrig bleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen. (Speer, Erinnerungen, 1969, S. 446) Erörtere die Einstellung Hitlers gegenüber seiner eigenen Bevölkerung. Welche psychologische Komponente steckt dahinter? Als die Sowjettruppen Berlin eroberten, erschoss sich Hitler in seinem Bunker und gab davor Auftrag, seine Leiche zu verbrennen. Ebenso hatte er vorher Admiral Dönitz zu seinem Nachfolger bestimmt. Dieser unter- W „Ausgebombt“ –Mannheim 1944 (Fotografie). Bei einem einzigen nächtlichen Bom- benangriff auf Dresden im Fe- bruar 1945 star- ben, laut neu- en Forschungs- ergebnissen, et- wa 25000 Men- schen. Deutsch- land wurde ei- ne Trümmerland- schaft. 84 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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