Zeitbilder 7/8, Schulbuch

„Blut- und Boden-Kunst“ und „Entartete Kunst“ In der Weimarer Republik entfaltete sich ein reichhaltiges Kunstleben. Neue Stile und Richtungen entstanden und stie- ßen international auf große Beachtung. Dies endete mit der Machtergreifung Hitlers 1933. Am 22. September 1933 wurde die Reichskulturkammer unter dem Vorsitz von Reichspropa- gandaminister Joseph Goebbels gegründet. Diese umfasste das gesamte kulturelle Leben, Personen ohne ausreichenden Ariernachweis und nicht-regimekonforme Künstlerinnen und Künstler (z. B. „Kulturbolschwisten“) wurden nicht aufgenom- men. Die Nichtaufnahme bzw. der Ausschluss hatte faktisch ein Berufs- und Veröffentlichungsverbot zur Folge. Kunst und Kultur waren in den Dienst des NS-Regimes zu stellen. Die National- sozialisten versuchten die Menschen durch die bildende Kunst, vor allem durch Malerei und Bildhauerei, ideologisch zu beein- flussen. Sie propagierten daher die „Blut- und Boden-Kunst“. Diese bezieht sich auf die NS-Ideologie, welche die Abstam- mung („Blut“) und den zu bearbeiteten Lebensraum („Boden“) als wesentliche Grundlage sieht. Entsprechend wählten die so genannten „Nazikünstler“ Motive und Themen, welche diesem offiziellen NS-Kunstideal entsprachen: Die harmonische „ari- sche“ Großfamilie, fleißige deutsche Bauern, tapfere deutsche Soldaten, fruchtbare deutsche Frauen. Die Darstellung sollte konservativ und gegenständlich sein. Moderne Kunstrich- tungen wie Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus etc. lehnten die Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ ab. Sie bezeichneten diese als „artfremd“, weil sie von Pazifismus und Pessimismus geprägt seien. „Entar- tet“ bedeutete in der Propagandasprache der Nationalsozialis- ten „politische und rassische Unreinheit“. Maler und Bildhauer, deren Werke dem vorgegebenen Kunstideal nicht entsprachen oder die laut NS-Definition Juden oder Kommunisten waren, wurden verfolgt. 1936 kam es zum Verbot jeglicher Kunst der Moderne. Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten zur Mo- derne gezählt wurden, entfernte man aus den Museen. Viele großartige Werke wurden auch beschlagnahmt oder ins Aus- land verkauft. Die Künstlerinnen und Künstler wurden – sofern sie nicht schon emigriert waren – mit Berufs- und Ausstellungs- verboten belegt. Die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München (Eröffnung: 19. Juli 1937) zeigte 650 konfiszierte Kunstwerke aus 32 deut- schen Museen. Sie sollte bei den Besucherinnen und Besu- chern Abscheu und Beklemmungen erregen, moderne Kunst sollte als „entartete“ und als Verfallserscheinung verstanden werden. Einen Tag vor Beginn der Ausstellung „Entartete Kunst“ eröff- nete Adolf Hitler die „Große Deutsche Kunstausstellung“ im Münchner „Haus der Deutschen Kunst“. In dieser Ausstellung sollte dem Volk „seine“ Kunst näher gebracht werden. Es waren dort nur Werke deutschstämmiger Künstlerinnen und Künstler vertreten, die mit den Propagandazielen der Nationalsozialisten vereinbar waren. 5. Vergleichende Bildanalyse W Bild 1: Max Beckmann (geb. 1884 in Leipzig, gest. 1950 in New York) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahr- hunderts. In der Weimarer Republik war er anerkannt und berühmt. Die Nationalsozialisten sahen in ihm einen Vertreter der „Entarteten Kunst“, 1933 wurde ihm der Lehrauftrag in Frankfurt entzogen, 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten 509 seiner Werke aus deutschen Museen. Mit seiner Frau emigrierte Beckmann 1937 nach Paris, später nach Amsterdam, 1939 in die USA. Sein „Familienbild“ (Öl auf Leinwand, 65x100 cm) entstand 1920 und hängt heute im „Museum of Modern Art“ in New York. 74 Methode – Kompetenztraining Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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