Zeitbilder 7/8, Schulbuch

W Berliner Sportpalast, Fotografie vom 18. Februar 1943. Die Wand des großen Saales im Sportpalast war geschmückt mit dem Spruchband „Totaler Krieg – kürzester Krieg“. W Der spätere Reichspropagandaminister Joseph Goebbels bei einer Rede in Bernau, Fotografie 1928. Vergleiche seine Gestik und Mimik mit jener Hitlers auf S. 60. hat sich damit die Stellungnahme des deutschen Vol- kes manifestiert. (…) Der Führer hat befohlen, wir werden ihm folgen. (…) Und darum lautet die Parole: Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los! (aus: Fetscher: Goebbels im Berliner Sportpalast 1943 „Wollt ihr den totalen Krieg“, 1998 [Redeausschnitt]) Methode Eine Propagandarede ist eine Form der Appellativen Rede. Ziel ist die Änderung einer Gesinnung, eines Verhaltens. Die Zuhörerin/der Zuhörer soll also manipuliert werden, einen Impuls für ein bestimmtes Tun erhalten. Eine kritische Ein- stellung gegenüber Appellativen Reden ist daher wichtig. Propagandareden bzw. Politische Reden werden oft über (die je verfügbaren) Massenmedien wie Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen oder Internet verbreitet. Sie zielen also nicht nur auf das anwesende Publikum, sondern auch auf die breite Masse der Leser/innen, Zuhörer/innen oder Zuschauer/ innen. Die Argumentation der Rednerin/des Redners richtet sich meist an das Gefühl, weniger an den Verstand. Einge- setzt werden eine bestimmte Mimik, Gestik, eine emotionale Sprechweise. Eine große Rolle spielen meist auch rhetorische Mittel: Übertreibungen (Hyperbeln), Ausrufe, Anreden, Wort- wiederholungen, das Wiederholen von gleichen Satzanfängen (Anaphern), Vergleiche, bildhafte Darstellungen etc. Um die Rede abschließend bewerten zu können, ist es notwendig, auf die Wertvorstellungen der Rednerin/des Redners einzugehen und diese mit den eigenen Wertmaßstäben abzugleichen. Inhalte untersuchen und deuten • Beschreibt den Anlass der Rede und ihren historischen Hintergrund. • Fasst den sachlichen Inhalt der Rede zusammen. • Benennt Ziele, Zweck und Adressaten. • Beschreibt den Einsatz der oben genannten rhetori- schen Mittel und gebt jeweils die Stelle in der Rede an. Welche Wirkung sollte damit erzeugt werden? • Erörtert, welchen Eindruck Goebbels erwecken wollte, indem er die im Saal versammelten Parteigänger/innen als „Ausschnitt aus dem ganzen Volk“ erklärte. Wofür konnte die Sportpalastrede dadurch ausgegeben wer- den? • Benennt die von Goebbels angeführten „Feindbilder“. Welche Funktionen könnten sie in der Rede haben? • Erläutert, welche Drohungen, welche Versprechen ge- macht werden. An welche Adressaten richten sie sich? • Erörtert, welche Ausdrücke in den Bereich von Religion und Glaube verweisen und welche Gefühle damit bei den Zuhörerinnen und Zuhörern ausgelöst worden sein könnten. • Analysiert, welche Interessen der Redner hatte, die Zu- schauerinnen und Zuschauer zu überzeugen (vgl. auch den Einleitungstext). Appelliert er stärker an ihr Gefühl oder an ihren Verstand? Bringt Beispiele aus der Rede. • Seht/hört euch eine Aufnahme der Sportpalastrede an. Welche zusätzlichen Beobachtungen ergeben sich daraus (Mimik, Gestik, Art des Sprechens (Tonlage, Beto- nung), Reaktion des Publikums, Inszenierung…)? • Sprecht abschließend darüber, warum Goebbels Sport- palastrede als ein „Musterbeispiel“ einer Propagandare- de gilt. Projektvorschlag Eine politische Rede analysieren Sucht im Internet eine Rede einer Politikerin oder eines Poli- tikers aus der jüngeren Vergangenheit als Filmdokument und in schriftlicher Form. Beschreibt und analysiert die Rede dann mit Hilfe des Fragenkataloges. 73 3 Eine Propagandarede analysieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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