Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik verfolgte dazu den Weg des „deficit spending“: Sie nahm von Anfang an große Schulden zur Arbeitsbeschaffung für öffentliche Großaufträge in Kauf. Bei der Errichtung von Autobahnen, Kraftwerken, Partei-Prunkbauten und im Wohnungsbau fanden viele Arbeiter Beschäftigung und erhielten dafür ein zwar geringes, aber sicheres Einkommen. Außerdem wurde auf den Einsatz von Maschinen weitgehend verzichtet. Das war zwar nicht wirtschaftlich, schuf aber Arbeitsplätze. Eine starke Entlastung des Arbeitsmarktes erfolgte durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und den verpflichtenden Reichsarbeitsdienst im Jahr 1935. Frauen wurden außerdem aus der Erwerbsarbeit ge- drängt. Die Aufrüstung – „Kanonen statt Butter“ „Kanonen und Butter“ hatte Minister Göring den Deut- schen versprochen, doch schon ab 1935 hatte die Rüs- tungsproduktion absoluten Vorrang vor der Konsumgü- terproduktion. Hilfsbedürftige erhielten zwar Unterstützung durch das staatliche „Winterhilfswerk“, das aus Spenden von Privatleuten und Firmen finanziert wurde. Arbeiter be- kamen Kündigungsschutz und einen Mindesturlaub zugesprochen. Doch die niedrigen Löhne wurden nicht erhöht, obwohl die Wirtschaft stark gewachsen war. Die freien Gewerkschaften waren seit 1933 verboten. In der neu gegründeten Deutschen Arbeitsfront (DAF) hatten die Parteifunktionäre und die Unternehmer und nicht die Arbeitnehmer(-vertreter) das Sagen. Die öffentlichen Ausgaben, vor allem für die Rüstungs­ industrie und die Kriegsvorbereitung, führten zu einer im- mer höheren Staatsverschuldung (1933: 12,9 Mrd. Reichs- mark, 1938: 31,5 Mrd. Reichsmark). Bereits 1938 war der Staat praktisch bankrott und hatte keine Gold- und De- visenreserven mehr. Die holte er sich durch Beraubung fremder Staaten – angefangen bei der österreichischen Nationalbank nach dem „Anschluss“ im März 1938. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erläutere, wie sich die nationalsozialistische Herr- schaft vor dem Zweiten Weltkrieg auf das Alltagsleben der Menschen sowie auf die Wirtschafts- und Kulturpolitik auswirkte. W Plakat, abgedruckt in einem NS-Ausstellungskatalog, 1938. Erläutere, welche verschiedenen Botschaften dieses Pla- kat vermitteln soll. Die öffentlichen Investitionen in Deutschland 1928, 1932–1938 (in Mio. Reichsmark) Beschreibe die Veränderung der öffentlichen Investitionen zwischen 1928 und 1938. Analysiere und interpretiere die daraus erkennbare NS-Wirtschaftspolitik. Zahl der Arbeitslosen Februar 1932 6,2 Millionen Jänner 1933 6,0 Millionen Dezember 1933 4,0 Millionen Jahresdurchschnitt 1934 2,7 Millionen Jahresdurchschnitt 1935 2,2 Millionen 1936: Vollbeschäftigung in Bau- und Metallindustrie 1937/38: zum Teil Arbeitskräftemangel W Nach: Benz, Geschichte des Dritten Reiches, 2003, S. 97. 71 3 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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