Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Hitlerjugend (HJ) und Bund deutscher Mädel (BdM) Die politische und vormilitärische Erziehung der deut- schen Jugend setzte bereits im Alter von zehn Jahren ein: Die Buben begannen beim „Jungvolk“ (den „Pimp- fen“) und kamen mit 14 zur Hitlerjugend. Die Mädchen traten mit 14 Jahren von den „Jungmädel“ in den BdM über, wo sie vor allem auf ihre künftige Rolle als Haus- frau und Mutter vorbereitet werden sollten. Alle ande- ren Jugendorganisationen mussten sich auflösen oder wurden verboten. Viele Jugendliche nahmen gerne an den Veranstaltun- gen von HJ und BdM teil, nur wenige konnten oder wollten sich den Angeboten dieser staatlichen Organi- sationen entziehen. Was wurde dabei als positiv emp- funden? Q Diese Kameradschaft, das war es auch, was ich an der Hitlerjugend liebte. Als ich mit zehn Jahren in die Reihen des Jungvolkes eintrat, war ich begeis- tert. Denn welcher Junge ist nicht entflammt, wenn ihm Ideale, hohe Ideale wie Kameradschaft, Treue und Ehre entgegengehalten werden. Ich weiß noch, wie tief ergriffen ich dasaß, als wir die Schwertwor- te des Pimpfen lernten: „Jungvolkjungen sind hart, schweigsam und treu (...).“ Und dann die Fahrten! Gibt es etwas Schöneres, als im Kreis von Kamera- den die Herrlichkeit der Heimat zu genießen? (Conze, Der Nationalsozialismus 1934–1945, 1979, S. 88) Neben positiven gab es aber auch negative Eindrücke: Q Und es ist immer wieder ein tiefer Eindruck, abends in der freien Natur um ein kleines Feuer zu sitzen und Lieder zu singen (...). Diese Stunden waren wohl die schönsten, die uns die Hitlerjugend geboten hat (...). Später allerdings, als ich Führer im Jungvolk wur- de, traten auch die Schattenseiten stark hervor. Der Zwang und der unbedingte Gehorsam berührten mich unangenehm (...). Am liebsten wurde gesehen, wenn man keinen eigenen Willen hatte und sich un- bedingt unterordnete (...). (Huber, Jugend unterm Hakenkreuz, 1982, S. 61 ff.) Frau und Mutter Das folgende Heiratsinserat erschien 1940: Q Zweiundfünfzig Jahre alter, rein arischer Arzt, Teilnehmer an der Schlacht von Tannenberg (Ers- ter Weltkrieg), der auf dem Lande zu siedeln beab- sichtigt, wünscht sich männlichen Nachwuchs durch eine standesamtliche Heirat mit einer gesunden Ari- erin, jungfräulich, jung, bescheiden, sparsame Haus- frau, gewöhnt an schwere Arbeit, breithüftig, flache Absätze, keine Ohrringe, möglichst ohne Eigentum. (Münchner Neueste Nachrichten, 25. Juli 1940, Inseratenteil) Analysiere dieses Inserat: Welche Erwartungshaltung bzw. Einstellung Frauen gegenüber kommt hier zum Ausdruck? Nach nationalsozialistischer Weltanschauung sollte die Frau möglichst unter der Obhut des Mannes verbleiben. Sie sollte daheim den Haushalt führen und viele Kinder gebären. Der Staat stiftete sogar ein „Ehrenkreuz für die deutsche Mutter“. Für vier oder mehr Kinder gab es das Kreuz in Bronze, für sechs und sieben in Silber und ab acht Kindern in Gold. Hitler sah die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau wie folgt: Q Was der Mann einsetzt an Heldenmut auf dem Schlachtfeld, setzt die Frau ein in ewig geduldi- ger Hingabe, in ewig geduldetem Leid und Ertragen. Jedes Kind, das sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für das Sein oder Nichtsein ihres Vol- kes. (Hitler an die Frauen; in: Reden an die deutsche Frau, Reichsparteitag, Nürnberg, 8. September, 1934, S. 5 ff.) Wie Hitler die Arbeit von (akademisch gebildeten) Frauen im Öffentlichen Dienst einschätzte, erklärte er im „Völkischen Beobachter“ so: W Ab 1936 war die Mitgliedschaft bei der Hitlerjugend gesetzliche Pflicht (Plakat, 1935). Beschreibe und interpretiere die Aussage des Plakats. Wie mag es auf die Jugendlichen damals gewirkt haben, wie wirkt es auf dich heute? 69 3 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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