Zeitbilder 7/8, Schulbuch

3. Deutschland unter dem Hakenkreuz Der totale Anspruch auf die Menschen Nachdem die Nationalsozialisten im Jahr 1933 die Macht errungen hatten, gingen sie daran, jede einzelne Staatsbürgerin/jeden Staatsbürger in ihr diktatorisches Herrschaftssystem einzugliedern: Q Die Revolution, die wir gemacht haben, ist eine totale. Sie hat die Gebiete des öffentlichen Le- bens erfasst und von Grund auf umgestaltet. Sie hat die Beziehungen der Menschen untereinander, die Beziehungen der Menschen zum Staat und zu den Fragen des Daseins vollkommen geändert und neu geformt. Es war in der Tat der Durchbruch einer jun- gen Weltanschauung (...). Wenn der Liberalismus vom Individuum ausging und den Einzelmenschen in das Zentrum aller Dinge stellte, so haben wir das Individuum durch Volk und Einzelmensch durch Gemeinschaft ersetzt. Freilich musste dabei die Freiheit des Individuums insoweit eingegrenzt werden, als sie sich mit der Freiheit der Nation stieß oder im Widerspruch befand. (Reichspropagandaminister Goebbels; zit. nach: Hofer, Der National- sozialismus, 1957) Wie sich dieser Anspruch auf das Leben der Menschen auswirken sollte, beschrieb der Chef der Deutschen Ar- beitsfront (DAF), Robert Ley: Q In Deutschland gibt es keine Privatsache mehr! Wenn du schläfst, ist das deine Privatsache, so- bald du aber wach bist und mit anderen Menschen in Berührung kommst, musst du eingedenk sein, dass du Soldat Adolf Hitlers bist und nach seinem Regle- ment zu leben hast (...). Die Zeit, in der jeder tun und lassen konnte, was er wollte, ist vorbei (...). (Ley, Soldaten der Arbeit, 1938, S. 31)  Erörtere, welche Leistungen und Verpflichtungen deiner Meinung nach der Staat gegenüber seinen Staatsbürge- rinnen und Staatsbürgern zu erbringen hat bzw. umge- kehrt der einzelne Mensch der staatlichen Gemeinschaft gegenüber. Die „Gleichschaltung“ der Menschen Um das Ziel einer nationalsozialistischen „Volksge- meinschaft“ zu verwirklichen, mussten die Deutschen von Kindheit an Mitglied einer nationalsozialistischen Organisation sein. Hitler meinte: Q Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln. Und wenn nun diese Knaben (...) mit zehn Jahren in unsere Or- ganisation kommen (...), dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend (...), dann kommen sie in den Arbeitsdienst (...), dann über- nimmt sie die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre (...), dann nehmen wir sie (...) in die SA, SS und so weiter. Und sie werden nicht mehr frei, ihr ganzes Leben, und sie sind glücklich dabei (...). (Huber, Jugend unterm Hakenkreuz, 1982, S. 61 ff.) Gleichzeitig wurde auch die Partei straff organisiert: vom Gau- und Kreisleiter abwärts über die Ortsgrup- penleiter bis zu den Blockwarten. So konnten die Men- schen bis in den familiären Bereich hinein überwacht werden. Schon geringste Kritik an der nationalsozialis- tischen Politik konnte zur Verhaftung und damit auch zur Einlieferung in ein Konzentrationslager führen. Recherchiere im Internet die Begriffe Gau-, Kreis- und Ortsgruppenleiter bzw. Blockwart. Der Weg der/des „gleichgeschalteten“ Staatsbürgerin/Staatsbürgers 68 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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