Zeitbilder 7/8, Schulbuch

und selbst ihre Beteiligung an einer parlamentari- schen Institution kann nur den Sinn einer Tätigkeit zu deren Zertrümmerung besitzen. (Hitler, Mein Kampf, 1939, S. 378 f.) Dieses Führerprinzip wollte Hitler auch in den Unter- nehmen einführen. Damit schuf er sich Sympathien bei den Vertretern der (Groß-)Industrie, die die gesetzli- chen Mitbestimmungsrechte der Gewerkschaften in den Betrieben ablehnten. Welche Auswirkungen die- ses Führerprinzip auf die Politik haben sollte, erklärte Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter, 1934 in einer Rund- funkansprache: Q Mit Stolz sehen wir: Einer bleibt von aller Kritik ausgeschlossen, das ist der Führer. Das kommt daher, dass jeder fühlt und weiß: Er hatte immer Recht, und er wird immer Recht haben. In der kri- tiklosen Treue, in der Hingabe an den Führer, die nach dem Warum im Einzelfall nicht fragt, in der still- schweigenden Ausführung seiner Befehle liegt unser aller Nationalsozialismus verankert. Wir glauben daran, dass der Führer einer höheren Berufung zur Gestaltung deutschen Schicksals folgt. An diesem Glauben gibt es keine Kritik. (Dokumente der deutschen Politik, Bd. 2, 1938, S. 18) Analysiere diese Aussage kritisch: Mit welchen Argumen- ten wird der (absolute) Verzicht auf Kritik am Führer ge- fordert? Gibt es für dich Lebensbereiche, die eine solche Einstellung rechtfertigen? Begründe deine Meinung. Mit Propaganda „dem Volk die Lehre aufzwingen“ Wie nie zuvor setzten die Nationalsozialisten die Propa- ganda ein, mit dem Ziel, „eine Lehre dem ganzen Volk aufzuzwingen“. In „Mein Kampf“ beschrieb Hitler, wie sie funktionieren sollte: Q Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Auf- nahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe umso tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll (...). Gerade darin liegt die Kunst der Propaganda, dass sie (...) den Weg zu Aufmerksamkeit und weiter zum Herzen der breiten Masse findet (...). Die Aufnahme- fähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslich- keit groß. (Hitler, Mein Kampf, 1939, S. 197 f.) Analysiere und beurteile Hitlers Vorstellung von einer wirksamen Propaganda. Diese Art Propaganda für die breite Masse sollte nur „Positives oder Negatives, Liebe oder Hass, Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Lüge“ kennen. Zuständig für ihre Durchführung war der Minister für „Volksaufklä- rung und Propaganda“ – Joseph Goebbels. Der Rundfunk wurde zum wichtigsten Propagandain- strument der Nationalsozialisten. Schon im Jahr ihrer Machtübernahme (1933) ließen sie ein einfaches Ra- diogerät herstellen. Noch im selben Jahr besaßen be- reits 25 Prozent aller Haushalte einen solchen billigen „Volksempfänger“, 1939 schon 70 Prozent. Er war so konstruiert, dass man damit normalerweise nur deut- sche, aber keine ausländischen Sender empfangen konnte. Die Zeitungen jedoch gelangten nicht so schnell in die Hände der Nationalsozialisten: Ihrem Kampfblatt, dem „Völkischen Beobachter“, der schon seit 1923 täglich erschien, standen 1933 noch 3400 andere Tageszeitun- gen gegenüber. Gleich nach der Machtübernahme wur- de jedoch kritischen Journalistinnen und Journalisten die Berufsausübung verboten. Vor Kriegsbeginn 1939 gehörten schon mehr als 13 von 20 Millionen täglicher Zeitungsexemplare zur NS-Presse. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die wesentlichen Merkmale der nationalsozialisti- schen Weltanschauung zusammen und unterziehe sie mit Hilfe der Text- und Bildquellen einer kritischen Analyse. W Propagandaplakat für den „Volksempfänger“: „Ganz Deutschland hört den Führer mit dem Volksempfänger“, Plakat nach Leonid, 119.4 x 84.4 cm, 1936. Goebbels ließ den Volksempfänger entwickeln, um seine Pro- paganda in jeden Haushalt zu tragen. Mit diesem Gerät konnten norma- lerweise nur deutsche Sender empfangen werden. 67 3 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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