Zeitbilder 7/8, Schulbuch

sprach noch größere Erfolge in der Zukunft. Ihre Nicht- einlösung wird heute noch von manchen Menschen auf den verlorenen Krieg zurückgeführt. Die Grundlagen dieser Politik waren jedoch: • Massive Aufrüstung: Sofort nach dem „Anschluss“ wurde die österreichische Industrie in die Kriegsvorbereitungen eingebunden: Die Textilindustrie produzierte fast nur mehr Unifor- men, die Schwerindustrie wurde auf Rüstungsproduk- tion umgestellt. Neue Industrien entstanden, wie z. B. die Reichswerke Hermann Göring (die heutige voestal- pine), die Stickstoffwerke in Linz, das Aluminiumwerk Ranshofen. • Rassismus: Zunächst kam es zu Ausgrenzung, Enteignung („Ari- sierungen“) und Vertreibung, später zu systematischer Vernichtung der Jüdinnen und Juden – auch dies ließ Arbeitsplätze und Wohnungen frei werden. • Zwangsarbeit (nicht nur in den Konzentrationslagern): Die Einberufungen zum Reichsarbeitsdienst schöpften den Arbeitskräfteüberschuss ab; darüber hinaus for- derte die Wehrmacht für ihre Eroberungspolitik immer mehr Soldaten, sodass schon ab Ende 1939 ein echter Arbeitskräftemangel bestand und Frauen – entgegen der NS-Ideologie – den häuslichen Herd mit dem Fließ- band in der (Rüstungs-)Fabrik eintauschen mussten. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse stichwortartig zusammen, welches die Grund- lagen der nationalsozialistischen Politik nach dem „An- schluss“ waren. 2. Diskutiert über mögliche Gründe, warum sich dagegen kein Widerstand erhob. Nieder- donau Steiermark Kärnten Ober- donau Tirol u. Vorarlberg Salzburg Wien W Nationalsozialistische Gaueinteilung. Der Name „Österreich“ soll- te für immer ausgelöscht werden: Nach dem An- schluss musste für das Land die Bezeichnung „Ost- mark“ verwendet werden. Vorarlberg wurde als Ver- waltungseinheit aufgelöst, der Name „Burgenland“ verschwand. Die übrigen siebenwurdenReichsgaue, die direkt Berlin unterstan- den. Aber selbst der Name „Ostmark“ schien noch zu sehr an Österreich zu er- innern, weshalb ab 1942 nur mehr die Bezeichnung „Alpen- und Donaugaue“ verwendet werden durfte. Eine – unvollständige – Bilanz der sieben Jahre NS-Herrschaft in Österreich 247 000 zum deutschen Militär eingezogene Österrei- cher und Österreicherinnen kehrten nicht zu- rück, davon wurden nach dem Krieg 76 200 als dauernd vermisst gemeldet. 200 000 Österreicher und Österreicherinnen blieben Wochen bis Jahre in Kriegsgefangenschaft. 117 000 sind aus dem Krieg als Invalide zurückgekehrt. 112 976 Frauen haben ihre Männer verloren. 136 721 Kinder haben ihre Väter verloren. 4 500 Kinder haben beide Eltern verloren. 24 300 österreichische Zivilisten und Zivilistinnen sind bei Luftangriffen und anderen Kriegshandlungen ums Leben gekommen. 65 459 österreichische Juden und Jüdinnen wurden im Zuge der „Endlösung“ ermordet. Dazu kommen noch die Opfer unter den Roma und Sinti, Homo- sexuellen und Zeugen Jehovas sowie der slowe- nischen Minderheit. 20 000 Österreicher und Österreicherinnen wurden Opfer der „Euthanasie“ genannten Vernichtungs- aktionen gegen Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung. 2 700 Österreicher und Österreicherinnen wurden als aktive Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt und hingerichtet. 16 493 Österreicher und Österreicherinnen kamen in Konzentrationslagern ums Leben. 16 100 Österreicher und Österreicherinnen starben in Gestapo-Haft. 100 000 Österreicher und Österreicherinnen waren zwischen drei Monaten und sieben Jahren in Kerkern oder Konzentrationslagern. 5,58 % der österreichischen Bevölkerung starben aufgrund der Folgen des Rassenwahns bzw. der Kriegsereignisse. 76 000 Wohnungen wurden ganz zerstört. 101 000 Wohnungen wurden teilweise zerstört. An den Bodenschätzen und Rohstoffen war ein beispielloser Raubbau betrieben worden. Nach: Malina/Spann, 1938–1988. S. 26; Danimann, S. 240. 55 2 Österreich I – die Erste Republik Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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