Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Methode Mit Hilfe von Wahlplakaten oder politischen Plakaten wird politische Propaganda gemacht. Das bedeutet, dass das Verhalten, z. B. das Wahlverhalten, der Zielgruppe beeinflusst werden soll. Die Betrachter/innen des Plakates sollen sich angesprochen fühlen, zum Nach- oder Umdenken und zum gewünschten Handeln gebracht werden. Häufig sind politi- sche Plakate eine Kombination aus Bildelementen und einem kurzen Text. Komplexe Themen werden dabei vereinfacht oder verfremdet. Ein Plakat soll auffallen und die Betrachter/innen im Vorbeigehen oder Vorbeifahren fesseln. Um die Absichten und die Botschaften politischer Parteien zu erkennen, sollten die Bild- und Wortsprache von Plakaten kritisch analysiert und reflektiert werden. W Wahlplakat 1: Das Plakat der Sozialde- mokraten (1923) stellt die Sanierung der Währung durch die „Völkerbund-An- leihe“ dar. Grafiker: Mihály Biró, 95 x 126cm. Wahlplakate in der Ersten Republik Wahlplakate von politischen Parteien stellen eine aufschluss- reiche Geschichtsquelle dar. Sie geben einerseits Auskunft über die politischen Inhalte und Pläne einer Partei. Oft the- matisieren Parteien in ihren Wahlplakaten auch gesellschaft- liche und wirtschaftliche Probleme und versuchen Lösungen anzubieten. Man erfährt so, welche Hoffnungen und Sorgen Menschen bewegen. Außerdem bekommt man einen Einblick, wie und mit welchen sprachlichen und bildnerischen Mitteln Parteien und politische Gruppierungen zu verschiedenen Zeiten für sich Wahlpropaganda betrieben haben. Plakate haben eine lange Geschichte. Bereits im antiken Rom wurden Gesetzestexte und behördliche Kundmachungen an öffentlichen Plätzen angeschlagen. Im 16. Jahrhundert, wäh- rend der Befreiungskriege gegen Spanien, wurden in den Nie- derlanden antispanische Flugblätter mit Klebstoff an Häuser- wände „geplackt“. Daraus entstand das Wort „Plakat“. In der Folgezeit entwickelten sich auch Bildplakate: Sie setzen neben Texten auch bildliche Darstellungen ein. Als Warenplakate war- ben sie für Produkte oder als Anwerbungsplakate für Soldaten. Erste politische Plakate entstanden im 19. Jahrhundert. Auch im Ersten Weltkrieg verwendeten die kriegführenden Staaten Plakate als Propagandamittel. In keiner anderen Phase der österreichischen Geschichte hatten politische Plakate eine so große Bedeutung wie in der Ersten Republik. In einer Zeit, in der das Radio noch nicht massenhaft verbreitet war, boten nur gedruckte Medien die Möglichkeit, Menschen in Wort und Bild anzusprechen. Ent- sprechend warben die Parteien vor allem vor Wahlen mit Plaka- ten, die an Mauern, Häuserfassaden und Bäumen angebracht wurden, um Wählerstimmen. Betrachtet man diese Plakate, so erhält man Informationen über die Stilmittel, mit denen damals politische Propaganda betrieben wurde. Außerdem geben sie auch einen Einblick in die politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen in Österreich zwischen 1918 und 1938. 5. Plakate untersuchen 46 Methode – Kompetenztraining Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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