Zeitbilder 7/8, Schulbuch

• In Italien gründete Mussolini 1919 die „Faschistischen Kampfbünde“. Er konnte die Unzufriedenheit vieler Italie- ner/innen mit dem Ergebnis der Friedensschlüsse und die wirtschaftliche Dauerkrise ausnutzen. Als er 1922 in sei- nem „Marsch auf Rom“ die faschistische Machtübernahme forderte, ernannte der König ihn zum Ministerpräsidenten. Mussolini schaltete in Folge alle politischen Gegner aus und errichtete Schritt für Schritt eine faschistische Militärdiktatur. • 1936 brach in Spanien ein mit großer Grausamkeit ausgetra- gener Bürgerkrieg aus: Republikaner, Sozialisten und Kom- munisten wurden von „Internationalen Brigaden“ unterstützt. Sie kämpften für die Erhaltung der Republik. Ihre Gegner waren Nationalisten, die in der faschistischen Falange-Partei unter General Franco die Errichtung einer Militärdiktatur anstrebten. Franco wurde von Hitler und Mussolini militärisch unterstützt, sodass er 1939 den Bürgerkrieg für sich ent- scheiden konnte. Bis zu seinem Tod 1975 blieb Spanien eine Militärdiktatur. • Unter Stalin erfolgte in der Sowjetunion die radikale Kollekti- vierung der Landwirtschaft, der Millionen Bauern zum Opfer fielen. In hohem Tempo wurde die Industrie modernisiert, was auf Kosten des Lebensstandards der Sowjetbürger ging. In den „Säuberungen“ der Dreißigerjahre ließ Stalin Millionen Gegner umbringen. Um vom Terror abzulenken, entfaltete er einen ungeheuren Kult um seine eigene Person. Grundbegriffe Bolschewismus  ist die Bezeichnung für eine Richtung des Marxismus/Kom- munismus. Auf dem 2. Parteitag der „So- zialdemokratischen Arbeiterpartei Russ- lands“ 1903 in London errang eine radi- kale revolutionäre Mehrheit unter Füh- rung Lenins bei einer Abstimmung die Mehrheit. Sie nannten sich deshalb fort- an „Bolschewiki“ (russ. für Mehrheitler“) – im Gegensatz zur zahlenmäßig weit stär- keren, gemäßigten Gruppe der SDAPR, die von nun an als „Menschewiki“ (russ. für „Minderheitler“) bezeichnet wurden. Die Bolschewiki übernahmen schließlich 1917 mit Unterstützung der Arbeiter- und Soldatenräte die Macht. 1918 wurde die Partei in „Kommunistische Partei Russ- lands“, später der Sowjetunion (KPdSU) umbenannt. Die Nationalsozialisten hefteten dem Be- griff „Bolschewismus“ ein antisemitisches Vorzeichen an, die Begriffe „Bolschewist“ und „Jude“ wurden nahezu synonym ver- wendet. Falange Das spanischeWort „Falange” leitet sich von einem griechischen Wort ab und bedeutet so viel wie „Schlachtrei- he” oder „Walze”. 1933 wurde in Madrid die radikal rechtsgerichtete, nationalisti- sche und antikommunistische Bewegung „Falange Espanola” gegründet. Im Spani- schen Bürgerkrieg kämpften die falangis- tischen Milizen auf der nationalistischen Seite unter General Franco. Nach dem Bürgerkrieg bildete die Falange den Kern der Staatspartei „Movimiento nacional“ des faschistischen Franco-Regimes. Faschismus Der Begriff „Faschismus“ lässt sich ableiten vom lateinischen Wort „fasces“. Das waren mit Lederriemen umwickelte Rutenbündel mit einem Beil, Symbol für die Amts- und Strafgewalt der höchsten römischen Beamten. Ursprüng- lich war Faschismus die Selbstbezeich- nung jener rechtsgerichteten Bewegung, die Italien unter Benito Mussolini von 1922–1943 beherrschte. Schon in den 1920er Jahren weiteten Gegner den Be- griff „Faschismus“ auf andere nationa- listische, autoritäre, antisozialistische und antikommunistische Systeme und Parteien aus. Versteht man im engeren Sinn also „Faschismus“ als eine Ideologie in einer bestimmten historischen Epoche, so wird der Begriff im weiteren Sinn auch verwendet für ideologische Konzepte und Gruppierungen mit rechtsgerichteten, na- tionalistischen, autoritären, totalitären, gelegentlich auch rassistischen Ideen nach 1945. New Deal  Der aus dem Englischen stammende Begriff bedeutet „Neuver- teilung der Spielkarten”. Man versteht darunter eine Reihe von Wirtschafts- und Sozialreformen in den USA. Sie setzten 1933 ein mit dem Amtsantritt des ame- rikanischen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt. Zum „New Deal” gehörten die Einführung eines Sozialversicherungssys- tems, massive Arbeitszeitverkürzung und progressive Besteuerung. Der amerikani- sche Staat tätigte massive Investitionen, vor allem in den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, beispielsweise durch den Bau gewaltiger Energieprojekte. UdSSR  Die „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken” war ein zentralistisch regierter, föderativer, kommunistischer Einparteienstaat. Sie wurde am 30. De- zember 1922 gegründet und durch die Alma-Ata-Deklaration am 21. Dezember 1991 als Union aufgelöst. Ihr Territorium erstreckte sich über Osteuropa und den Kaukasus bis nach Zentral- und Norda- sien. Das Kerngebiet der UdSSR war die „Russische Sowjetrepublik”. Sie ging im Zuge der Oktoberrevolution 1917 aus dem Zarenreich hervor. Die „Kommunisti- sche Partei der Sowjetuniion” (KPdSU) als einzige Partei bestimmte die Politik. Stalinismus  Die Bezeichnung wird meist verwendet für die Herrschaft von Jo- sef Stalin (1878–1953) in der UdSSR von 1924 bis 1953. Oft wird „Stalinismus” auch gleichgesetzt mit der von Totalita- rismus und Gewalt geprägten Machtpo- litik Stalins: In der von ihm ausgebauten kommunistischen Diktatur ließ Stalin im Rahmen von „Säuberungen” vermeint- liche und tatsächliche Gegner verhaf- ten, in Schau- und Geheimprozessen zu Zwangsarbeit verurteilen oder hinrichten. Millionen Menschen wurden in sibirische Lager (Gulags) deportiert. Ein Merkmal des Stalinismus ist auch der ungeheure Personenkult, den Stalin entfachte. Volksfront  (spanisch „Frente Popular”): Wahlbündnis von linken und liberalen Po- litikern, das sich in Spanien vor den Neu- wahlen zu Beginn des Jahres 1936 gebil- det hatte. Es umfasste Republikaner, Sozi- alisten und Kommunisten. Bei den Wahlen 1936 siegte die Volksfront knapp vor der „Nationalen Front” („Frente Nacional“), den Rechtsparteien. Es gelang der Volks- front in den folgenden Monaten jedoch nicht, die schwere wirtschaftliche Krise in den Griff zu bekommen. Im Juli 1936 kam es daher zu einem Militärputsch der Rechten unter General Franco und zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges, in dem sich die Mitglieder und Sympathi- santen der „Volksfront” und Anhänger der „Nationalen Front”, zu der auch die Falan- gisten gehörten, bekämpften. Zarismus  Der Begriff bezeichnet die gesellschaftlichen und politischen Merkmale in der Zeit der Herrschaft der russischen Zaren. Kennzeichnend war die autokratische Regierung der Zaren, die den Bürgerinnen und Bürgern keine verfassungsmäßigen Rechte zugestand. Dazu kam eine zentralisierte Form des Feudalismus. Der Zarismus endete mit der Absetzung des letzten Zaren Niko- laus II. aus der Dynastie der Romanows anlässlich der Februarrevolution 1917. Ni- kolaus II. und seine Familie wurden 1918 mit Billigung der bolschewistischen Partei von den sie bewachenden Truppen in Je- katerinburg ermordet. 35 1 Die Zwischenkriegszeit Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=