Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Veränderungen nach 1918 • 11. November 1918: Ende des Ersten Weltkrieges. 10 Millio- nen Soldaten wurden getötet, über 20 Millionen verwundet. Der enorme Verlust an Sachwerten und die große Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung gehören zur erschreckenden Bilanz des Krieges. • Der amerikanische Präsident Wilson präsentierte im Jänner 1918 sein Friedensprogramm in „14 Punkten“. Zentrale For- derungen waren die Erfüllung des „Selbstbestimmungsrech- tes der Völker“ und die Schaffung eines Völkerbundes, einer internationalen Friedensorganisation. • Vertreter der siegreichen Entente-Staaten trafen sich Anfang 1919 in Paris zu Friedensverhandlungen. Sie legten die Be- stimmungen der Friedensverträge fest. Die besiegten Staa- ten waren von den Verhandlungen ausgeschlossen. • Frankreich konnte sich mit seinen harten Friedensbedin- gungen Deutschland gegenüber im „Versailler Vertrag“ (Ge- bietsabtretungen, Entmilitarisierung, Zahlung hoher Repara- tionen und der Zuschreibung der alleinigen Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten am Kriegsausbruch) am besten durchsetzen. Der Vertrag von Saint-Germain mit Österreich enthielt u. a. das Anschlussverbot an Deutsch- land, Gebietsabtretungen und die grundsätzliche Repara­ tionspflicht. • Die harten Friedensbedingungen lösten in Österreich und Deutschland heftige Abwehrreaktionen aus. Die „Revision“ des Versailler Vertrages wurde zu einem wichtigen poli­ tischen Anspruch in der Weimarer Republik. Hitler machte sie zu einer zentralen Forderung. • Obwohl die Schaffung des Völkerbundes als internationale Friedenssicherungsorganisation auf den amerikanischen Präsidenten Wilson zurückgeht, traten die USA dem 1919 gegründeten Völkerbund nicht bei. Dieser konnte trotz einiger Erfolge die großen politischen Probleme der Zwischenkriegs- zeit nicht wirksam lösen. • Die Großreiche Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland und das Osmanische Reich zerfielen oder veränderten sich entscheidend. Neue Staaten entstanden vor allem in Süd- osteuropa, nationale Spannungen blieben bestehen. Europa verlor seine Vormachtstellung, die USA stiegen zur Weltmacht auf. • Hohe Arbeitslosenzahlen und die extreme Inflation machten vor allem Österreich und Deutschland schwer zu schaffen. Die 1918 entstandene „Weimarer Republik“ wurde durch Putschversuche und politische Gewalttaten von radikal rech- ten und extrem linken Gruppierungen erschüttert. Russland: Vom Zarismus zur Sowjetunion • Infolge der ungelösten politischen, sozialen und wirtschaftli- chen Probleme wurde die Zarenherrschaft durch die Februar- revolution von 1917 beendet. Als Folge der Oktoberrevolution desselben Jahres kam es zur Errichtung einer kommunisti- schen Diktatur unter Lenin. • Zwischen 1918 und 1922 tobte in Russland ein Bürgerkrieg zwischen Anhängern und Gegnern der Kommunisten. Diese blieben siegreich. 1922 entstand durch den Zusammen- schluss von Sowjetrepubliken die „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ (UdSSR). Unter dem Eindruck einer ver- heerenden Wirtschaftskrise führte Lenin 1921 den markt- wirtschaftlichen Versuch der „Neuen Ökonomischen Politik“ Die Zwischenkriegszeit – Umbrüche und Krisen ein. Nach Lenins Tod 1924 kehrte der neue Machthaber Stalin zum alten Kollektivsystem zurück. Europa nach dem Krieg • Im Vertrag von Rapallo 1922 näherten sich Deutschland und die Sowjetunion an. • Im Pakt von Locarno 1925 kam es zu einer Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland. Durch Bündnisse zwischen Frankreich und der Tschechoslowakei und Rumä- nien („Kleine Entente“) sollten die Interessen Frankreichs abgesichert werden. „Goldene” Zwanzigerjahre? • Europäische Metropolen, vor allem Berlin, wurden zu einem Anziehungspunkt für viele. Freizeit- und Konsumangebote waren in den etwas stabileren Jahren zwischen 1924 und 1929 („Goldene Zwanzigerjahre“) auch den städtischen Mit- telschichten zugänglich. • Moderne Massenkommunikationsmittel wie Radio und Filme beeinflussten Millionen. • Neue Chancen für Frauen eröffnete das Frauenwahlrecht, ungezwungenere Lebensformen, neue Berufe und mehr Selbstständigkeit wurden nun für eine kleine Schicht von gut ausgebildeten Städterinnen möglich. Die Weltwirtschaftskrise und ihre Auswirkungen • Mit dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg aufseiten der Entente hatten die USA ihren weiteren Aufstieg zur Weltwirtschafts- macht noch beschleunigt. Die USA wurden zum größten Gläu- biger der europäischen Staaten. Das erste Jahrzehnt nach dem Krieg bescherte den Amerikanerinnen und Amerikanern einen Wirtschaftsboom und Wohlstand für viele. • Gestoppt wurde diese Entwicklung durch eine konjunkturelle Überhitzung, die Ende Oktober 1929 zu einem gigantischen Börsenzusammenbruch an der New Yorker Wall Street führte. Die entstehende Massenarbeitslosigkeit versuchte Präsident Roosevelt durch eine neue Wirtschaftspolitik („New Deal“), die staatliche Eingriffe ins Wirtschaftsleben ermöglichte, einzudämmen. • Als die USA ihre Investitionstätigkeit in Europa aufgrund ihrer wirtschaftlichen Schwierigkeiten einstellten und einen Teil ihrer Kredite kurzfristig zurückverlangten, gerieten auch die europäischen Staaten in den Sog der Krise. Diese entwickel- te sich so zu einer gewaltigen Weltwirtschaftskrise. Die wirt- schaftliche Not aufgrund des rasanten Anstiegs der Arbeits- losenzahl führte, vor allem in Deutschland, zu einer Radika- lisierung des politischen Lebens. Dass die Regierungen der Weimarer Republik dieser schweren Krise hilflos gegenüber- standen, konnten die Nationalsozialisten propagandistisch auszunutzen; Hitlers Weg zur Macht war damit geebnet. Diktatorische Systeme in Europa • Nach dem Weltkrieg konnten in Europa zahlreiche Republi- ken oder Königreiche mit demokratischen Regierungen ge- gründet werden. Bereits ab 1922 (Italien) wurden die ersten Diktaturen errichtet. Rechte Parteien und Bewegungen setz- ten nach 1930 in vielen europäischen Staaten faschistische Diktaturen durch. Erhalten werden konnte die Demokratie in den west- und nordeuropäischen Staaten. 34 Basiswissen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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