Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Dissident: Bezeichnung für Personen, die von den vorherrschenden politischen und weltanschaulichen Meinungen abweichen; besonders verwendet für Angehörige der Bürgerrechtsbewegungen in der ehema- ligen Sowjetunion und in den ehemaligen „Volksdemokratien“. Dollfuß, Engelbert: 1892–1934 (ermordet); 1932–1934 Bundeskanzler und Außenminister. Nach der Ausschaltung des Parlaments wandelte er die Republik in ein autoritäres Regierungssystem auf christlich-ständi- scher Grundlage um. Dub č ek, Alexander: 1921–1992; tschechoslowakischer Politiker; 1968/69 erster Sekretär des ZK der tschechoslowakischen KP und führender Re- präsentant einer Gruppe von Reformkommunisten; er verlor nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ (August 1968) alle Partei- und Staatsämter; arbeitete politisch isoliert in der staatlichen Forstverwal- tung; nach dem Sturz der Kommunisten im November/Dezember 1989 zum Parlamentspräsidenten gewählt. Dulles, John Foster: 1888–1959; 1953–1959 US-Außenminister (Republikaner) der Regierung Eisenhower; trat für eine Politik des „roll back“ am Rande des Kriegsrisikos ein. Eden, Robert Anthony: 1897–1977; britischer Politiker (Konservati- ve Partei); bekleidete verschiedene Regierungsämter: Außenminister (1935–1938, 1951–1955), Kriegsminister (1940–1945), Premierminister (1955–1957). Eichmann, Adolf: 1906–1962 (hingerichtet); SS-Obersturmbannführer, seit 1939 Leiter des Judenreferates im Reichssicherheitshauptamt; nach Kriegsende Flucht nach Argentinien, von wo ihn der israelische Geheim- dienst nach Israel brachte; dort wurde er zum Tode verurteilt. Eisenhower, Dwight David: 1890–1969; Republikaner, 34. Präsident der USA; leitete als Oberkommandierender der alliierten Streitkräfte die In- vasionen Nordafrikas, Siziliens, Italiens (1943) und der Normandie (1944). Faruk: 1920–1965; 1936–1952 König von Ägypten. Figl, Leopold: 1902–1965; Politiker, christlichsoziale Partei, ÖVP, Agrar­ ingenieur, Direktor des Niederösterreichischen Bauernbundes (1934– 1938), 1938–1943 als Gegner des Anschlusses Österreichs an das Deut- sche Reich in verschiedenen Konzentrationslagern; 1945 gehörte er als Vizekanzler der Regierung Renner an. Figl war 1945 Mitbegründer der ÖVP (bis 1951 deren Obmann), Bundeskanzler (1945–1953), Außenmi- nister (1953–1959), Präsident des Nationalrates (1959–1962) und Landes- hauptmann von Niederösterreich (1945, 1962–1965). Fink, Jodok: 1853–1929; christlichsozialer Politiker, Mitbegründer der Ersten Republik. Fischer, Ernst: 1899–1972; Journalist und Schriftsteller, bis 1934 Sozialdemokrat, danach Kommunist; Staatssekretär für Volksaufklä- rung, Unterricht und Erziehung der Provisorischen Staatsregierung (1945); Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ seit 1945 bis zu seinem Parteiausschluss 1969. G7/G8: Gruppe der Sieben/Gruppe der Acht; die Gruppe der Regie- rungschefs der sieben führenden Industrienationen (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, USA) und Russlands (G8) treffen sich seit 1975 zum so genannten Weltwirtschaftsgipfel. Seit 1994 nimmt Russland ständig daran teil; offiziell wurde es im Jahr 1998 als achtes Mitglied aufgenommen. Seit 1977 kann auch der Präsident der Europäischen Kommission (EU) daran teilnehmen. Zunehmend werden bei diesen Gipfeltreffen auch weltpolitische Themen erörtert. Gandhi, Mahatma: 1869–1948; seit 1915 Führer der indischen Unab- hängigkeitsbewegung; vertrat gewaltlose Widerstandsformen bei der Durchsetzung politischer Ziele; versuchte nach dem Zweiten Weltkrieg die Einheit Indiens und das friedliche Zusammenleben von Hindus und Muslimen zu bewahren; 1948 von einem fanatischen Hindu ermordet. Gandhi, Sonia: *1946; indische Politikerin; 1998 bis 2004 Vorsitzende der Kongresspartei; Abgeordnete und langjährige Oppositionsführerin im Indischen Nationalkongress (Parlament). Gasperi, Alcide de: 1881–1954; italienischer Politiker (Democrazia Cris- tiana). 1944–1946 Ministerpräsident, 1951–1953 Außenminister. Er för- derte die europ. Integrationsbestrebungen und den Eintritt Italiens in die NATO. Gender Mainstreaming: die unterschiedlichen Voraussetzungen und Be- dingungen für Frauen und Männer zu erkennen und eine geschlechts- sensible Sichtweise in alle politischen Konzepte und Maßnahmen ein- zubringen. D. h. das bisherige „Sonderthema“ Geschlecht („Gender“, „soziales Geschlecht“, im Unterschied zu „Sex“, dem „biologischen Geschlecht“) zum Hauptthema zu machen. Im Vertrag von Amsterdam wurde die Gleichstellung zu einer rechtlich verankerten Verpflichtung der EU. Artikel 2 des EG-Vertrages: „Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist eine der Aufgaben der Europäischen Gemeinschaft.“ Gestapo: Abkürzung für Geheime Staatspolizei, die politische Polizei im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1933 und 1945. Die Ge- stapo war ein zentrales Ausführungsorgan der nationalsozialistischen Herrschaft und als solches verantwortlich für den organisierten Terror in Deutschland und in den während des Zweiten Weltkrieges von Deutsch- land besetzten Gebieten. Glasnost: russ. „Öffentlichkeit“; von M. Gorbatschow geprägtes Schlag­ wort; bezeichnet die Bestrebungen in der Sowjetunion, durch freie Me- dien, Information und Kritik Entscheidungen der politischen Führung durchschaubar und damit auch Mitsprache möglich zu machen. Darüber hinaus sollen Missstände und Defizite in Politik, Wirtschaft und Gesell- schaft offen ausgesprochen, diskutiert und kritisiert werden. Globocnik, Odilo: 1900–1945 (Selbstmord); 1938 Gauleiter von Wien; SS-Obergruppenführer; seit 1941 von Himmler mit der Planung und Durchführung der „Aktion Reinhard“ beauftragt; 1943–1945 „Höherer SS- und Polizei-Führer“ im adriatischen Küstenland; er beging nach sei- ner Verhaftung durch die Briten Selbstmord. Goebbels, Joseph: 1897–1945; zuerst Propagandaleiter der NSDAP, nach der Machtübernahme Propaganda- und Kulturminister des Dritten Rei- ches. Gorbatschow, Michail: *1931; sowjetischer Poltitiker; 1985–1991 Gene- ralsekretär des ZK der KPdSU; betrieb tief greifende Reformen in der Sowjetunion; nach dem Putsch im August 1991 zuerst Rücktritt als Ge- neralsekretär und im Dezember 1991 auch als Staatspräsident der So- wjetunion. Göring, Hermann: 1893–1946 (Selbstmord); führender Nationalsozialist und Reichsmarschall. Schloss sich 1922 der NSDAP an und übernahm die Führung der SA. Reichstagsabgeordneter ab 1928, Reichstags- Präsident ab 1932, ab 1933 wurde er preußischer Ministerpräsident, ab 1933 auch Reichsluftfahrtminister. Ab 1938 Generalfeldmarschall; 1939 von Hitler zu seinem Nachfolger bestimmt; 1940 zum Reichsmarschall ernannt. Göring war einer der Hauptverantwortlichen für den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte zur Zwangsarbeit und für die Maßnahmen zur Vernichtung der Juden; in den Nürnberger Prozessen zum Tode ver- urteilt; dem Todesurteil entzog er sich durch Selbstmord. Guantanamo Bay: US-amerikanischer Marinestützpunkt auf Kuba; seit 2002 Gefangenenlager für mutmaßliche Taliban und Al-Qaida-Kämpfer. Guitiérrez, Lucio: *1957; Berufsoffizier; Politiker und Parteigründer; seit April 2005 Präsident von Ecuador. GULAG: 1930–1955; Hauptverwaltung über die Straflager in der Sowjetunion; im Bereich des GULAG waren Millionen Menschen inhaf- tiert; nach Stalins Tod (1953) offiziell abgeschafft. Gusenbauer, Alfred: *1960; Politikwissenschafter; Bundesrat (1991– 1993); seit 1993 Abgeordneter zum Nationalrat; von 2000 bis 2008 Bun- desparteiobmann der SPÖ; 2007–2008 Bundeskanzler. Haider, Jörg: 1950–2008; Jurist; 1989–1991 Landeshauptmann von Kärn- ten, aufgrund einer Äußerung über die „ordentliche Beschäftigungspo- litik im Dritten Reich“ abgewählt; 1999 bis 2008 wieder Landeshaupt- mann; mehrmals Abgeordneter zum Nationalrat (zwischen 1979 und 1999); Obmann der FPÖ (1986–2000); Mitbegründer und Obmann des BZÖ (seit 2005). Haile Selassie: 1892–1975; seit 1928 König (Negus) von Abessinien (Äthiopien), während der italienischen Okkupation (1936–1941) im briti- schen Exil; 1974 vom Militär abgesetzt. Hanusch, Ferdinand: 1866–1923; Seidenweber, sozialdemokratischer Politiker, 1918–1920 Staatssekretär für soziale Fürsorge bzw. soziale Verwaltung. Er baute das Sozialministerium und eine Sozialgesetzge- bung auf, die Vorbild für andere Staaten wurde. Auf ihn gehen Gesetze über Achtstundentag, Betriebsrat, Arbeiterurlaub, Kollektivvertrag und der Ausbau der Sozialversicherung zurück. Nach ihm ist das „Hanusch- Krankenhaus“ (früher Rainer-Spital) in Wien benannt. Hauser, Johann Nepomuk: 1866–1927; christlichsozialer Politiker, Prälat; 1908 Reichsratsabgeordneter; 1918–1919 Präsident der Provisorischen Nationalversammlung; 1920–1927 Abgeordneter zum Nationalrat; 1908– 1927 Landeshauptmann von Oberösterreich. Trat für die Verständigung mit den Sozialdemokraten ein. Havel, Václav: 1936–2011; tschechischer Dramatiker; führendes Mit- glied der Bürgerrechtsbewegung Charta 77; 1969 Publikations- und Aufführungsverbot; mehrfach inhaftiert; nach der Revolution 1989 zum Staatspräsidenten der Č SFR gewählt. Heß, Rudolf: 1894 (Alexandria in Ägypten) – 1987 (Selbstmord im Gefängnis Berlin-Spandau); führender Nationalsozialist; 1933 „Stell- vertreter des Führers“ in der NSDAP; ab 1933 Reichsminister ohne Ge- schäftsbereich; 1939 Ernennung zum zweiten Nachfolger Hitlers (nach Göring). Flog in nicht geklärter Mission 1941 nach Schottland und wurde dort interniert. Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu lebenslanger Haft verurteilt beging er im Alliierten Kriegsverbrechergefängnis in Ber- lin-Spandau 1987 Selbstmord. Himmler, Heinrich: 1900–1945; führender Nationalsozialist, „Reichsfüh- rer SS“ und „Chef der Deutschen Polizei“; seit 1943 Reichsinnenminister. Er baute die SS zu einer parteiinternen Polizeiorganisation aus und er- richtete das System der Konzentrations- und Vernichtungslager. Himm- ler war auch zuständig für die brutale Umsiedlungs- und Germanisie- rungspolitik in O- und SO-Europa und wurde der entscheidende Orga- nisator der millionenfachen Massenmorde an Juden („Endlösung der Judenfrage“). 1945 beging er in britischer Gefangenschaft Selbstmord. Hippie, Hippieszene, Hippiebewegung: von den USA ausgehende Sub- kultur, hauptsächlich zusammengesetzt aus Studierenden und Exstudie- 281 Personen und Begriffe Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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