Zeitbilder 7/8, Schulbuch

8.2 Der Spanische Bürgerkrieg Ursachen und Beginn des Bürgerkrieges Der Spanische Bürgerkrieg war ein Krieg mit einer euro- päischen bzw. internationalen Dimension. Die Wurzeln dieses Konfliktes lagen in den großen ungelösten Prob- lemen Spaniens nach dem Ersten Weltkrieg: Wirtschafts- krisen, Armut und das Scheitern einer Agrar- und Sozi- alreform. 1923 war Spanien mit Zustimmung des Königs eine Militärdiktatur geworden; 1931 errangen die Re- publikaner und Sozialisten einen Wahlsieg. Der König musste das Land verlassen, Spanien wurde Republik. Allerdings gelang es auch den Republikanern nicht, das Land zu befrieden: Arbeiteraufstände, Putschversuche der Militärs, kommunistische und anarchistische Unru- hen erschütterten Spanien. General Franco strebte als Führer der faschistischen Falange-Partei die Umgestal- tung Spaniens in einen totalitären Staat an. Zum Wahl- kampf 1936 traten zwei sich heftig bekämpfende Lager an: Der rechtsgerichteten „Nationalen Front“ stand die „Volksfront“ gegenüber. Diese umfasste so unterschied- liche Gruppen wie liberale Demokraten und Sozialisten unterschiedlicher Ausrichtungen. Die Volksfront siegte, konnte aber nicht verhindern, dass radikale Linke und rechtsextremistische Falange ein Klima von Gewalt und Angst verursachten. Die Unruhen nahmen die Falangisten für einen schon lange geplanten Putsch als Vorwand: Er ging im Som- mer 1936 von Garnisonen in Spanisch-Marokko aus. Von dort wurden gleich zu Beginn des Bürgerkrieges spanische Truppen mit deutscher Hilfe von Afrika nach Europa verlegt. Hitler und Mussolini erkannten die von Franco gebildete nationalspanische Gegenregierung an und unterstützten sie auch militärisch. Der Spanische Bürgerkrieg hatte begonnen. Die Haltung der europäischen Mächte Entsetzt, aber hilflos schaute die europäische Öffent- lichkeit der Tragödie zu. Die Westmächte wollten das eigene Land vor einem möglichen Krieg mit Deutsch- land und Italien bewahren. Sie beschlossen daher, sich in die Angelegenheiten Spaniens nicht einzumischen. Der britische Premierminister Chamberlain in einer Rede 1938: Q Unsere Politik ist durchgängig an einer Zielset- zung ausgerichtet, der Erhaltung des Friedens in Europa durch die Lokalisierung des Krieges auf Spa- nien. Die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Obwohl es wahr sein mag, dass verschiedene Länder oder verschiedene Regierungen das Bestreben ha- ben, die eine oder andere Seite in Spanien siegen zu sehen, so gibt es doch kein Land in Europa, das einen europäischen Konflikt riskieren will (...). Durch Vorsicht und Geduld und Zurückhaltung können wir noch immer den Frieden in Europa bewahren. (Zit. nach: Praxis Geschichte 52, 1992, S. 37) Italien und Deutschland dagegen sympathisierten mit Franco und leisteten entscheidende militärische Hilfe. Die italienische Regierung schickte Franco schon zu Beginn des Bürgerkrieges 21 Bombenflugzeuge, spä- ter Truppen von 60 000 bis 70 000 Mann. Hitler stellte 18 Transportflugzeuge, eine Jagdstaffel und eine Flug- abwehrkanonen-Batterie zur Verfügung, zudem etwa 6000 Freiwillige der deutschen Legion Condor. Hermann Göring im Nürnberger Kriegsverbrecherpro- zess 1946: Q Als der Bürgerkrieg ausbrach, sandte Franco ei- nen Hilferuf nach Deutschland und bat um Un- terstützung, insbesondere um Luftunterstützung. Franco war mit seinen Truppen in Afrika stationiert und konnte nicht übersetzen, weil sich die Flotte in der Hand der Kommunisten befand. Der entschei- dende Punkt war es also, seine Truppen nach Spani- en zu transportieren. Der Führer stellte dazu Über- legungen an. Ich empfahl ihm, auf jeden Fall seine Unterstützung zu gewähren: erstens, um eine wei- tere Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern; zweitens, um meine neue Luftwaffe in technischer Hinsicht einer Überprüfung zu unterziehen. (Zit. nach: Praxis Geschichte 52, 1992, S. 37) Stalin glaubte zwar nicht an die Möglichkeit der Er- richtung eines kommunistischen Staates in Spanien. Er leistete der Republik aber Hilfe durch Entsendung von militärischen Beratern und der Lieferung von Kriegsma- terial. Arbeite die Motive heraus, welche die Westmächte bewogen, in den Spanischen Bürgerkrieg nicht einzu- greifen. Was bewog Hitler, Franco massiv militärisch zu unterstützen? Die Internationalen Brigaden Aus allen europäischen Ländern, auch aus Österreich, und den USA meldeten sich Freiwillige (rund 60 000). Sie waren bereit, an der Seite der Republikaner gegen die spanischen Faschisten zu kämpfen. Unter diesen W „Was tust du, um das zu verhindern“, Plakat (1937) der Volksfront zu den Angriffen der deut- schen Luftwaffe „Legion Condor“ auf Madrid, das Frauen und Kinder als Opfer der Luft- angriffe zeigt. 28 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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