Zeitbilder 7/8, Schulbuch
Oral History • Die Methode von „oral history“ wird in der Zeitgeschichtefor- schung neben üblichen historischen Methoden (Film-, Do- kumenten-, Zeitungsanalysen etc.) als besonders ergiebige Forschungsmethode geschätzt. • Oral history verlangt eine systematische Vorgangsweise: – intensive vorangehende Literaturstudien; – sachgerechte Interviewführung; – inhaltlich umfassende und kritische Auswertung. Migration und Integration • Begriffsklärung: Als Migration wird eine Wanderbewegung von Menschen in andere Staaten bezeichnet. Migrantinnen und Migranten sind Personen, welche aus wirtschaftlichen oder familiären Gründen (nach Österreich) einwandern. Asylwerberinnen und Asylwerber sind Menschen, die in Öster- reich Schutz suchen vor politischer, rassischer oder religiöser Verfolgung in ihrem Herkunftsland. • Der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer in Österreich stieg von 1,4% im Jahr 1961 über 4% im Jahr 1974 auf über 8% im Jahr 1990 an. Im Jahr 2010 betrug er schließlich 10%. • Der Umbruch in Osteuropa (1989), und das zerfallende Ju- goslawien (1991–1996) führten zu einer Massenflucht aus diesen Ländern (Tschetschenien, Kroatien, Bosnien, Herze- gowina, Kosovo) • Das Ausländervolksbegehren der FPÖ im Jahr 1993 führte zu zahlreichen Protestaktionen – u.a. zum „Lichtermeer“ in der Wiener Innenstadt. • Mit Integrations- bzw. Fremdenrechtspaketen (u. a. 2002, 2011) versucht man die Zuwanderung zu kontrollieren und in gesetzlich geregelte Bahnen zu lenken. • Im Rahmen des Fremdenrechtspakets von 2011 wurde die „Rot-Weiß-Rot Card“ eingeführt. Damit wird die bisherige Quotenregelung durch ein Punktesystem für Arbeitskräfte- Zuwanderung abgelöst. • Mit der Einrichtung eines Bundesamtes für Asyl und Migrati- on (2013) sollen Asylmaßnahmen vereinheitlicht und rasch erledigt werden. Medien • Medien werden neben Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtssprechung häufig als „vierte Gewalt“ im Staat bezeich- net. • Die „Medien-Revolution“ mittels digitaler, vernetzter Techno- logien (Internet) revolutionierten in den letzten 20 Jahren die Gesellschaft. Sie wird in ihren Auswirkungen mit der Einfüh- rung des Buchdrucks im 15. Jh. verglichen. • Die österreichische Mediengeschichte beginnt mit 1621 (Wochenzeitungen in Wien) und markiert 1848 mit der Grün- dung der Tageszeitung „Die Presse“ den Übergang zum mo- dernen Pressewesen. Sie erhält 1924 mit dem Beginn des österreichischen Rundfunks (RAVAG) eine neue Dimension, die 1955 bzw. 1957 um das Fernsehen erweitert wird. Im Jahr 1990 schließlich etablierte sich das „Internet-Zeitalter“ in Österreich. • Medienkonzerne gehören heute zu den einflussreichsten weltweit agierenden Globalplayers. Das Umsatzvolumen der 50 weltweit größten Medienkonzerne betrug 2011 etwa 400 Mrd. Euro – gegenüber 1997 bedeutet dies eine Steigerung um 150 Prozent. Grundbegriffe Asylwerber/in Eine Person, die in einem anderen Land um Asyl ansucht. Die jeweiligen Behörden überprüfen den Asylantrag, bei einem positiven Be- scheid kann die Asylwerberin oder der Asylwerber im Land bleiben, ein nega- tiver kann die Abschiebung zur Folge haben. Das Recht auf Asyl ist ein Men- schenrecht; Menschen, die in ihren Län- dern auf Grund der Herkunft, Religion, politische Überzeugung, Geschlecht ver- folgt werden, haben das Recht um Asyl anzusuchen. Feminismus Ein wichtiges Ziel der (ersten) Frauenbewegung war die Er- langung des Wahlrechts (wurde in Ös- terreich 1918 eingeführt). Die zweite Frauenbewegung ab den 1960ern setzte sich auseinander mit dem „Selbstbestim- mungsrecht der Frau über ihren Körper“, der „Befreiung der weiblichen Sexuali- tät“, mit der ökonomischen Situation von Frauen (unbezahlte Arbeit für Familie und Gesellschaft, Unterbezahlung von Frau- enarbeit). Ergebnisse u.a.: Reformen des Familien-u. Eherechts in vielen Ländern, „Fristenlösung“, Quotenregelungen. Trotz- dem findet Diskriminierung nach wie vor statt, ein Ansatz dies zu ändern, ist die so genannte „positive Diskriminierung“. Migration Im Bereich der Motive für Wanderung wird zwischen Push- u. Pull- Faktoren unterschieden. Pushfaktor (ab- stoßender Faktor): Krieg, Verfolgung, Ar- mut, Hunger, Umweltkatastrophen, Globa- lisierung; Pullfaktor (anziehender Faktor): Arbeitskräftebedarf, höhere Löhne, Fami- lienzusammenführung, Globalisierung. Super-GAU Der Begriff geht zurück auf GAU (größter anzunehmender Unfall), mit „Super“ wird angedeutet, dass die Folgen des GAU´s übertroffen werden. Beides bezieht sich auf die so genann- ten Auslegungsstörfälle eines Kernkraft- werks, das sind Unfälle für deren Be- herrschung die Sicherheitssysteme noch ausgelegt sein müssten. Wenn jedoch Radioaktivität jenseits der festgelegten Grenzwerte freigesetzt wird, spricht man von einem Super-GAU: Fukushima (2011) und Tschernobyl (1986). 279 7 Die Vielfalt der sozialen Welt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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