Zeitbilder 7/8, Schulbuch
In den 80er-Jahren begannen sich ausländische Inves- toren, besonders aus der Bundesrepublik Deutschland, am österreichischen Printmarkt zu beteiligen. Großes Aufsehen erregte 1987 der Erwerb des Essener Ver- lages WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) von 45% der Anteile der „Kronen Zeitung“. Ein Jahr spä- ter kaufte WAZ ebenfalls 45% der damals zweitgröß- ten österreichischen Tageszeitung „Kurier“. Das größte Printmedienunternehmen Österreichs entstand, als sich „Krone“ und „Kurier“ im selben Jahr zum Unterneh- men „Mediaprint“ zusammenschlossen. Es beteiligt sich noch an anderen Zeitschriften und Unternehmen und wickelt seit 1988 Vertrieb, Druck und Anzeigen- werbung für die beiden Tageszeitungen gemeinsam ab. Kritikerinnen und Kritiker dieser „Elefantenhochzeit“ befürchten eine zu große Einfluss- und damit Manipula tionsmöglichkeit der Öffentlichkeit. Ebenso verflochten und konzentriert zeigt sich der ös- terreichische Markt bei Magazinen und Wochenzeitun- gen. Die wichtigste Verlagsgruppe ist „News“, welche die Nachrichten-Illustrierte „News“ und die TV-Zeit- schrift „TV-media“, das auflagenstärkste Wochenma- gazin, besitzt und die Nachrichtenmagazine „Format“ und „e-Media“ herausbringt. Inzwischen ging „News“ eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Magazi- nen „profil“ und „trend“ aus dem Kurier-Konzern ein. Tageszeitungen in Österreich Titel Druckauflage 2011 Reichweite in % 2011 Kronen Zeitung 931.559 38,2 Heute (GRATIS) 587.114 13,1 Kleine Zeitung 309.815 11,3 Österreich (z. T. GRATIS) 10,3 Kurier 206.629 8,1 OÖ Nachrichten 134.946 5,0 Der Standard 109.128 5,0 Tiroler Tageszeitung 104.800 3,9 Die Presse 95.757 3,7 Salzb.Nachrichten 87.953 3,4 Vorarlb. Nachrichten 68.518 2,4 Wirtschaftsblatt 32.433 0,9 W Österreichische Auflagenkontrolle (ÖAK), Jahresschnitt 2011, Me- dia-Analyse (MA) 2011. Die Tageszeitung „Österreich“ ist erst seit dem 2. Halbjahr 2011 ÖAK- Teilnehmer und konnte in der Jahresstatistik 2011 nicht berücksich- tigt werden. Rundfunk Am 1. Oktober 1924 beginnt die Geschichte des österrei- chischen Rundfunks: Die RAVAG (Radio-Verkehrs-AG) ging erstmals auf Sendung. Während der Ersten Repub- lik wurde der Rundfunk stark von der Regierung beein- flusst, während der nationalsozialistischen Herrschaft politisch „gleichgeschaltet“. Nach 1945 errichteten die Alliierten in ihren Besatzungszonen jeweils eigene Sen- der ein. Erst 1954 kam es wieder zur Rückführung des Rundfunks zum Bund. Im selben Jahr wurde die „Ös- terreichische Rundfunk Gesellschaft mbH“ gegründet. 1964 fand das erste Volksbegehren in Österreich statt. 832 000 Personen unterzeichneten das so genannte Rundfunk-Volksbegehren. Es war von unabhängigen Zeitungen angeregt worden mit dem Ziel, den Einfluss der politischen Parteien im Hörfunk zurückzudrängen: Funktionen und Organe waren nämlich parteipolitisch, nach dem Proporz, vergeben worden. Die große Teilnah- me am Rundfunk-Volksbegehren führte 1967 zu einem neuen Rundfunkgesetz, mit dem der Umbau des ORF zu einer modernen Rundfunkanstalt begann: Wichtig war die Veränderung eines Proporzrundfunks in eine der politischen Unabhängigkeit und der Meinungsvielfalt verpflichteten Anstalt. Auch die Organisation des ORF wurde neu strukturiert, an ihrer Spitze stand von nun an eine Generalintendantin oder ein Generalintendant mit großen Entscheidungsbefugnissen. In zwei Rund- funkgesetzen unter der Regierung Kreisky 1974 erfolg- ten weitere Reformen: Die „Gesellschaft m.b.H.“ wurde in eine öffentlich-rechtliche Anstalt (ORF) verwandelt. Ein Kuratorium aus 35 Mitgliedern, unter ihnen auch Vertreterinnen und Vertreter politischer Parteien, hatte nun große Entscheidungskompetenzen. Dies hatte zur Folge, dass die jeweiligen Regierungen über das Kura- torium einen großen Einfluss geltend machen konnten. In einem weiteren Gremium, der neu geschaffenen Hö- rer- und Sehervertretung, sollten die Wünsche des Pub- likums berücksichtigt werden. Die Monopolstellung des ORF wurde erst 1993 – im Vergleich mit anderen europäischen Staaten sehr spät – durch ein Regionalradiogesetz gebrochen: Klagen beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg hatten die Liberalisierung des Marktes erzwungen. Der Europä- ische Gerichtshof hatte nämlich entschieden, dass die Monopolstellung des ORF gegen den § 10 der Europäi- schen Menschenrechtskonvention, dem Recht auf freie Radio-Tagesreichweiten in%, 2. Halbjahr 2014, Erwachsene 10+, Mo-So W Quelle: Radiotest (www.rms-austria.at ). 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Gesamtösterreich Tagesreichweite ORF gesamt: 66,5% 31,5% 36,4% ORF Regionalradios gesamt Privatradios Inland gesamt Hitradio Ö3 Öster- reich 1 FM4 8,8% 3,7% 28,6% 273 7 Die Vielfalt der sozialen Welt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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