Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Entwicklungsländern, man spricht auch von einem „In- formationsreichtum“ in den entwickelten und einer „In- formationsarmut“ in den weniger entwickelten Staaten. Manche sehen auch die Gefahr der sozialen Isolierung der Menschen vor den Geräten. Skeptikerinnen und Skeptiker weisen darauf hin, dass vermehrte Telear- beit bei bestimmten Berufsgruppen wie Verkaufs- und Bankangestellten und Sprachlehrkräften zu größerer Arbeitslosigkeit führen werde. Teleshopping begünsti- ge unüberlegte Impulskäufe und führe so leichter in die „Schuldenfalle“. Zu den Problemen, die mit der großen Nutzung des Internets entstanden sind, gehören die Verstöße gegen geltende Gesetze. Dazu gehören die Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts oder die Kinderpornografie. Der Gesetzgeber muss sich auch verstärkt mit Fragen des Datenschutzes und Urheber- rechtes (beispielsweise des illegalen Downloadens von Musikstücken und Filmen) auseinandersetzen. Dass die virtuelle Welt keine bessere als die reale ist, mussten manche Nutzerinnen und Nutzer erfahren: Cyber-Mob- bing, Datenklau und Betrügereien kommen häufig vor. Ohne Zweifel durchdringen digitale Medientechno- logien immer stärker unseren Alltag. Sie eröffnen uns eine ungeheure Fülle an Möglichkeiten, bringen jedoch auch Gefahren mit sich. Expertinnen und Experten wei- sen darauf hin, dass eine sinn- und verantwortungsvolle Mediennutzung Wissen über Chancen und Risiken vor- aussetzt. Sie fordern daher eine bessere Aufklärung der Bevölkerung, eine verstärkte „Medienbildung“. Medi- enkunde in Schulen soll bewirken, dass schon Kinder und Jugendliche mit dem komplexen Thema vertraut gemacht und so zu einem bewussten Umgang mit Me- dien befähigt werden. In den folgenden Literaturstellen werden einige Chancen und Gefahren der „Internet-Revolution“ thematisiert: L Der wohl unheimlichste Schwarm des Internets hat seinen Ursprung in den USA; Anonymous ist eine nicht fassbare Armee ohne Befehlsstruktur, ohne Generalstab. Die Hacker kämpfen gegen Scientolo- gy, Neonazis, Tierquälerei, die Kriminalisierung der Enthüllungsplattform Wikileaks. Doch selbst wenn ihre Ziele oft ehrenwert sein mögen, die Methoden sind mitunter kriminell. Ihre beängstigend begabten Programmierer brechen auch in gut gehütete Daten- netze ein, knackten (…) die Webseiten von Visa und Mastercard. Nachdem der Sony-Konzern (…) zwei der ihren vor Gericht gezerrt hatte, (…) wurden von einem Sony-Server in zwei Raubzügen die Daten von mehr als 100 Millionen Kunden gestohlen, darunter Kreditkartennummern (…). Die Spionage der Zu- kunft findet in sozialen Netzwerken statt. (Barth u.a., Das Zeitalter des Schwarms, Spiegel, Nr. 22, 26.05.2011) L Die virtuelle Welt wird zum Ersatz für die reale, was so weit führt, dass sogar die Befriedigung vi- taler Bedürfnisse wie Essen und Schlaf vernachlässigt wird (…). Nach nächtelangem Surfen im web kommt man übermüdet zur Schule/Arbeit oder meldet sich gleich krank. Die Zahlen schwanken, doch geht man davon aus, dass als internetabhängig beschriebene Personen zwischen 30 und 40 Stunden je Woche im Internet verbringen. Zum Vergleich: Nichtsüchtige kommen auf ein wöchentliches Pensum zwischen 2 und 20 Stunden. Vielfältig sind die Reize, die die vir- tuelle Welt dem Abhängigen bietet: Er kann vor der Realität flüchten, mit seiner Identität experimentie- ren und sich in Rollenspielen gegen andere Spieler behaupten (was ihm in der wirklichen Welt vielleicht nicht so leicht gelingt). Zusätzlich wird sowohl der Spieltrieb als auch das Bedürfnis, sich mit anderen zu unterhalten, befriedigt. Machtansprüche können ausgelebt und die Sehnsucht kann gestillt werden, überall dabei zu sein, um ja nichts zu versäumen. Doch wehe, der PC streikt – Entzugserscheinungen wie schlechte Laune, Nervosität und Reizbarkeit, Schlafstörungen und Schweißausbrüche machen sich bemerkbar. Schätzungen zufolge gelten weltweit etwa fünf bis zehn Prozent der Netznutzer als inter- netabhängig. Das Problem einer wirksamen Thera- pie besteht darin, dass eine völlige Abstinenz vom Medium Computer und der Welt des Internets so gut wie nicht mehr möglich ist – zu sehr bestimmen diese Bereiche unsere Arbeits- und Lebenswelt. So muss in kleinen Schritten der bewusste Umgang mit dem krankmachenden Medium neu gelernt werden. (Fiedler, Die Macht der Medien, Top Life Magazin 1/2009) Betrachte das Diagramm genau und analysiere das geo- grafische Gefälle innerhalb Europas. W Haushalte mit Internetzugang im EU-Vergleich 2010; Statistik Austria. Haushalte mit Internetzugang im EU-Vergleich 2010 94 91 91 90 85 84 83 78 77 76 75 75 73 71 71 67 67 65 64 64 62 62 EU-27: 73% 58 57 50 47 45 Niederlande Luxemburg Schweden Dänemark Ver. Königreich Finnland Deutschland Irland Belgien Frankreich Malta Österreich Slowenien Estland Slowakei Polen Tschechische Rep. Ungarn Lettland Spanien Italien Litauen Portugal Zypern Griechenland Rumänien Bulgarien in Prozent 0 100 20 40 60 80 Beschreibe die im Artikel aufgeführten Ursachen und Auswirkungen von Internetsucht. 270 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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