Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Q Wenn der Faschismus eine Verbrecherbande ist, dann bin ich eben der Anführer dieser Verbre- cherbande. Wenn zwei Elemente in Streit miteinan- der geraten und beide unbeugsam sind, dann ist die Lösung Gewalt. Die Regierung ist stark genug, um endgültig und völlig mit der Rebellion des Aventin (=Oppositionsparteien) zu brechen. Seid versichert, dass in den 48 Stunden, die auf meine Rede folgen, die Lage auf der ganzen Ebene geklärt sein wird. (Luna, Mussolini, 1978, S. 75) Drei Tage später waren alle nicht faschistischen politi- schen Gruppen verboten und ihre Parteilokale gesperrt. Im ganzen Land gab es Hausdurchsuchungen und Ver- haftungen von politischen Gegnern. Dies bedeutete das Ende aller Oppositionsparteien und den Beginn des fa- schistischen Einparteienstaates. In den folgenden Jah- ren ließ Mussolini Schritt für Schritt die bürgerlichen Grundrechte einschränken: Verbot der oppositionellen Presse, des Streikrechtes und der Betriebsräte, Aufbau einer Geheimpolizei, Deportation von Gegnern in ab- gelegene Gebiete, Verbot nichtfaschistischer Parteien. Mit einer Änderung des Wahlrechtes 1928, nach der nur mehr die faschistische Einheitsliste wählbar war, hatte sich der Umbau Italiens zu einem totalitären, faschis­ tischen Einheitsstaat vollzogen. Mussolini 1939 über den faschistischen Staat: Q Der faschistische Staat ist Wille zur Macht und Herrschaft, die römische Überlieferung ist ihm eine Idee des Antriebes. In der Lehre des Faschismus bedeutet Herrschaft nicht nur Land, Soldaten oder Handel, sondern Geist. Man kann sich sehr wohl vorstellen, dass eine Nation andere unmittelbar oder mittelbar anführt, ohne dass es nötig wäre, einen ein- zigen Quadratkilometer zu erobern. Im Faschismus ist die Neigung zum Imperialismus, das heißt zur na- tionalen Entfaltung, eine Offenbarung der Lebens- kräfte. Sein Gegensatz ist Verfall; Völker, die steigen oder wieder aufsteigen, sind von imperialistischer Gesinnung; nur niedergehende Völker können ver- zichten. Der Faschismus ist die angemessenste Lehre für die Seelenstimmungen eines Volkes, welches, wie das italienische, sich nach vielen Jahrhunderten der Ohnmacht und der Fremdherrschaft erhebt. (Meyer, Weltgeschichte im Aufriss III, 1961, S. 99) Faschismus ist gekennzeichnet: L 1. durch eine Ideologie, die die bäuerliche und kleingewerbliche Lebensform verherrlicht, den Nationalismus entfacht, Demokratie, Sozialismus und Liberalismus bekämpft und den Hass der Mas- sen auf Minderheiten (Juden, Kommunisten, Intel- lektuelle …) lenkt; 2. durch ein Herrschaftssystem, das die Vorrechte der Besitzenden schützt, jede Opposition verbietet und in allen Lebensbereichen das Führerprinzip durch- setzen will; 3. durch Kampf- und Herrschaftsmethoden, die Ter- ror und Propaganda verbinden, um politische Gegner auszuschalten, die Massen zum Gehorsam zu brin- gen und fanatische Kampfbereitschaft zu erwecken. (Kühnl, Faschismus. Zur Problematik eines politischen Begriffes, 1972) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe stichwortartig die Ursachen und den Umbau Italiens zu einer faschistischen Diktatur. 2. Diskutiert in der Klasse: Wo seht ihr Ursachen und Grün- de, dass es heute noch Menschen gibt, die eine faschisti- sche Weltanschauung besitzen? W Mussolini (im Anzug) mit seinen Anhängern beim so genannten Marsch auf Rom (Fotografie, 28. Okto- ber 1922). Wie Hitler ließ er sich „Führer”, italienisch „Duce”, nennen. 27 1 Die Zwischenkriegszeit Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=