Zeitbilder 7/8, Schulbuch

Revolutionär ist auch die Möglichkeit, als unabhängige Person das Web „mitzugestalten“, indem man sich an Videoportalen, Blogs, Wikis, Online-Communities und sozialen Netzwerken beteiligt. Die neuen Medien veränderten auch die Arbeitswelt: Arbeitsplätze werden von Büros in die Wohnungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verlegt, wo Be- schäftigte in Heimarbeit über Computer mit der Zentra- le verbunden bleiben. Weltweit sind so viele Millionen Telearbeitsplätze geschaffen worden. Die weltweite Datenvernetzung führt zu Kostensenkungen bei den Dienstanbietern und zur Schaffung neuer Beschäfti- gungsmöglichkeiten. Mitglieder sozialer Netzwerke können auch politisch viel erreichen, indem sie sich zu Demonstrationen verabreden. Dies geschah beispiels- weise 2011 in Deutschland zu Protesten gegen Atom- kraft und in der arabischen Welt gegen antidemokrati- sche Regierungen. 2009 fanden im Iran große Demonstrationen statt, 2011 kam es in nordafrikanischen und arabischen Ländern zu Aufständen und politischen Umwälzungen. Durch die Möglichkeit, mittels der neuen Medien innerhalb von wenigen Stunden Großdemonstrationen zu orga- nisieren, waren Menschen der „Internet-Generation“ maßgeblich daran beteiligt. Mit ihren Smartphones machten sie auch Videos und Fotos, die sie über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter verbreiteten. So erfuhr die ganze Welt von Vorgängen, welche die Re- gierenden in ihrer Berichterstattung der Öffentlichkeit verschwiegen hätten. Die Umstürze in der arabischen Welt waren zwar keine „Facebook-Revolutionen“, wie manche sie nannten, denn Menschen protestierten real, viele von ihnen wurden verwundet und getötet. Die so- zialen Netzwerke aber wirkten als Verstärker und Be- schleuniger dieser Prozesse. Trotz der ungeheuren Möglichkeiten der digitalen Nut- zung sehen manche den raschen Wandel des Medien- systems auch mit Skepsis und Besorgnis. Laut Umfra- gen empfinden viele Menschen, vor allem auch ältere, das Zeitalter der Telekommunikation als Bedrohung. Sie fühlen sich von der Medienflut überrollt. Einige Ex- pertinnen und Experten befürchten das Entstehen ei- ner „Zweiklassengesellschaft“: Weltweit gibt es über 2 Milliarden Internetbenutzerinnen und Internetbenutzer (2011), im Jahr 2009 waren ca. 690 Millionen Compu- ter online. Die globale Verteilung ist aber immer noch ungleich: Für Menschen aus Entwicklungsländern ist der Zugang zu neuen Medien aufgrund der geringen ökonomischen Möglichkeiten und wegen der teilwei- se mangelnden Infrastruktur erschwert möglich. Afrika hinkt bei den Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Me- dien am weitesten hinterher. Das Internet verschärft also das Ungleichgewicht zwischen Industrienationen und W Ägypterinnen und Ägypter protestieren in Kairo. Das Foto wurde am 25. 1. 2011 aufgenommen.  Erkläre mit Hilfe einer Fotoanalyse (vgl. dazu „Fotografien analysieren“, S. 14 f.), warum man in Zusammenhang mit der ägypti- schen Revolution auch von einer „Facebook“-Revolution spricht. 269 7 Die Vielfalt der sozialen Welt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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