Zeitbilder 7/8, Schulbuch

8. Migration und Integration Ante portas L Die Dritte Welt klopft an die Pforten Europas, und sie kommt herein, auch wenn Europa sie nicht he- reinlassen will. Das Problem ist nicht mehr, zu ent- scheiden (wie die Politiker zu glauben vorgeben), ob in Paris Schülerinnen mit dem Tschador herumlaufen dürfen oder wie viele Moscheen man in Rom errich- ten soll. Das Problem ist, dass Europa im nächsten Jahrtausend (...) ein „farbiger“ Kontinent sein wird. Ob uns das passt oder nicht, spielt keine Rolle: Wenn es uns gefällt, umso besser; wenn nicht, wird es trotz- dem so kommen. (Eco, Vier moralische Schriften, 1998, S. 99) Die zahlreichen illegalen Grenzübertritte v. a. an den Ostgrenzen der EU, der steigende Druck von afrikani- schen Auswanderungswilligen, die allnächtlich an den schwer zu kontrollierenden Küsten Italiens, Spaniens und Griechenlands landen, scheinen den Überlegun- gen Umberto Ecos Recht zu geben. Viele von ihnen se- hen im „reichen“ Europa bessere Chancen, ihren Le- bensunterhalt zu verdienen. Sie kommen als Arbeitsmi- grantinnen und Arbeitsmigranten. Viele flüchten aber auch vor politischer Verfolgung aus ihren meist totalitär regierten Heimatländern. In der Regel werden die Men- schen von Schlepperbanden oder Verbrecherkartellen über die Grenzen geschleust. Die Grenzschutzagentur „Frontex“ soll irreguläre Migrantinnen und Migranten an der EU-Außengrenze abweisen. Begriffsklärung In den Diskussionen um Integration, Migration und Asyl werden die Begriffe oft vermischt oder falsch ge- braucht. Es sollte jedoch klar getrennt werden: Als Mig- rantinnen und Migranten werden Personen bezeichnet, die aus wirtschaftlichen oder familiären Gründen nach Österreich kommen. Asylwerberinnen und Asylwerber sind Personen, die in Österreich um Schutz ansuchen. Sie geben an, dass sie in ihrem Herkunftsland aus politi- schen, rassischen oder religiösen Gründen verfolgt wer- den. Sie haben nach der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 ein Anrecht auf Gewährung von Asyl. Arbeitszuwanderung und Flucht – ein kurzer Rückblick Im Jahr 1961 lebten in Österreich ca. 100000 ausländi- sche Staatsangehörige (1,4% der Gesamtbevölkerung). Ab Mitte der 1960er- und die frühen 1970er-Jahren wa- ren Zeiten der Hochkonjunktur und der Vollbeschäfti- gung. Damals waren die Wirtschaft und der Staat am W Mehr als fünf Millionen Menschen befanden sich innerhalb von 10 Jahren in Ex-Jugoslawien auf der Flucht – 1998 begann die Massenflucht der Kosovo-Albanerinnen und Kosovo-Albaner. Im Juni 1998 flohen rund 300 Kosovarinnen und Kosovaren zu Fuß aus der Stadt Junik in die albanische Region Padosh (Fotografie, 15. Juni 1998). 262 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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